Sorgerecht entzogen
Journalistin Owsjannikowa verliert ihre Kinder
Die russische Journalistin Marina Owsjannikowa erlangte im März 2022 mit ihrem Aufbegehren gegen den Ukraine-Krieg im russischen Fernsehen weltweite Bekanntheit. Der Kreml rächt sich nach wie vor an ihr, was ihr Ex-Mann gerne tatkräftig unterstützt - nun wurde ihr sogar das Sorgerecht für beide Kinder entzogen.
Die 45-Jährige hätte es sich wohl besser richten können - laut ihren Aussagen fühlte es sich für sie aber falsch an, die Politik von Präsident Wladimir Putin einfach hinzunehmen. Der russische Machtapparat schießt dafür nun regelmäßig zurück. Wie auch ihr Ex-Mann Igor Owsjannikow, der bei dem berüchtigten russischen Propagandasender „Russia Today“ tätig ist.
Ein Moskauer Gericht hat nun der ehemaligen Redakteurin des TV-Senders „Perwy kanal“ das Sorgerecht für ihre beiden Kinder entzogen, vermeldet „SOTAVision“. Owsjannikowa hat einen 17-jährigen Sohn und eine elfjährige Tochter. Die Tochter lebt heute mit Owsjannikowa in Paris im Exil.
Ex-Mann, Sohn und Mutter stehen nicht hinter ihr
Der Stein des Anstoßes für den Prozess dürfte der Ex-Mann der Journalistin gewesen sein. Dieser hatte zuvor bereits gerichtlich durchgesetzt, dass Owsjannikowa für beide Kinder Alimente an ihn zahlen muss. Auch Owsjannikowas in Russland verbliebener Sohn Kirill hatte sie angeschwärzt. So habe die Journalistin Kirill bei der Vorbereitung auf Prüfungen gestört und Druck auf ihn ausgeübt, damit er sich nicht bei einer russischen Universität einschreibe. Auch wurde ihr unterstellt, ihre Tochter manipuliert zu haben. Selbst Owsjannikowas Mutter fiel ihr in den Rücken. „Ich schäme mich für meine Tochter“, soll sie demnach gesagt haben.
Überzeugungen haben hohen Preis
Im März 2022 hatte Owsjannikowa eine Live-Sendung im TV mit einem Plakat-Protest unterbrochen. „Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werden Sie angelogen“, hielt sie mit großen Lettern vor die Kamera. Im August 2022 wurde ein Strafverfahren gegen die Journalistin eingeleitet. Ihr wurde vorgeworfen, Falschinformationen über die russische Armee verbreitet zu haben. Sie hatte mitten in Moskau, in Sichtweite des Kremls, ein Plakat hochgehalten, auf dem stand: „Putin ist ein Mörder!“
Weiters war auf dem Stück Papier zu lesen, dass in der Ukraine (zum damaligen Zeitpunkt, Anm.) bereits 352 Kinder gestorben seien. Anfang Oktober dieses Jahres wurde Owsjannikowa deswegen in Abwesenheit in Moskau zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Die Justiz habe „beschlossen, mich fertigzumachen, weil ich keine Angst habe und die Dinge beim Namen nenne“. Sie habe „eine sehr harte, aber die einzig richtige moralische Entscheidung“ in ihrem Leben getroffen und bereits einen hohen Preis dafür bezahlt, lautete ihr Fazit.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.