FPÖ-Chef Herbert Kickl tourt durch die Lande - mit markigen Sprüchen und besten Umfragewerten. Experten analysieren seine Wortwahl.
Die „FPÖ Heimat Tour“ im Burgenland. Hunderte Aufgeregte in Eisenstadt. 53 Minuten dauerte Herbert Kickls Abrechnung vor dem Kulturzentrum, über das Doskozils SPÖ wacht. „Uns verweigert man Toiletten, aber ihre Hosen sind voll“, antizipiert Kickl, der „Volkskanzler“ sein will. Kickl wettert gegen Mitbewerber, spricht von Gaunern, Banditen, Versagern, Verbrechern, Feiglingen, Systemlingen. Ein Kalauer: „Nehammer geht es nur um die Burger. Und nicht um die Bürger.“
Weitere Themen: Das Corona-Verbrechen am eigenen Volk; anderer Wind bei Klimaklebern; Moslems, die mit ihrem Harem kommen; keine Asylanträge mehr in der „Festung Österreich“. Kickl: „Ich bin nicht der Jüngste, Schönste, Größte. Aber ich bin nicht feig! Wir sind die letzte Hoffnung für dieses Land.“ Beim ersten Teil der Botschaft hätte er sicher eine Absolute.
Der Reimeschmied und seine „Marke“
Die FPÖ ist ungeachtet dessen in allen Umfragen auf Platz 1. Kickls Rhetorik ist speziell. Was sagen Experten? Sprachforscherin Ruth Wodak: „Einige Begriffe spielen auf Nazi-Jargon an. Nicht alle erkennen dies, etwa bei Begriffen wie ,Volkskanzler‘, ,Systemparteien‘, ,Lügenpresse‘, ,Umvolkung‘.“ Die Reime, die Kickl schon für Haider produzierte, seien zur „Marke“ geworden.
Dieses Spezifikum erkennt auch Politikanalyst Peter Plaikner. Es handle sich um Ausgrenzungsrhetorik und Kampfbegriffe. Dies kenne man schon aus den 1930er-Jahren. „Die stete Erregung führt letztlich zur Gewöhnung, Normalisierung und sogar zur Resignation. Vieles ist bereits in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, sagt Diskursforscherin Wodak. Auch gelinge es Kickl, mehrere unterschiedliche Gruppen gleichzeitig anzusprechen. „Man nennt das kalkulierte Ambivalenz.“ Wichtig sei zu beachten, dass die Rhetorik immer mit den Inhalten verschränkt sei – mit dem Parteiprogramm.
Die FPÖ regt auch mit Taten auf. ORF-Satiriker Peter Klien wurde unsanft bei einer Kickl-Gala in Hartberg entfernt. Die anderen Parteien oder „Reporter ohne Grenzen“ sind empört und warnen vor dem Blauen in einer Regierung. Plaikner glaubt nicht, dass es Kickl groß schaden wird, wenn er es in seinem Sinne kommunizieren kann. „Seine Klientel, immerhin rund 28 Prozent, wird das eher als Bestätigung sehen für seine Kritik an den etablierten Medien.“
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