Weil zwei beliebte Lehrer der Sportmittelschule Oberschützen überraschend versetzt werden, gehen Eltern und Schüler auf die Barrikaden. Zu den Gründen brodelt die Gerüchteküche.
Verärgerte und betrübte Gesichter Montagmorgen vor der Sportmittelschule in Oberschützen. Viele Eltern und Schüler haben sich vor Unterrichtsbeginn versammelt, um sich vom scheidenden Klassenvorstand Wilfried Böhm zu verabschieden, aber auch um ihrem Ärger über die überraschende Versetzung des Pädagogen sowie eines zweiten Kollegen Luft zu machen. Unterschriftenlisten werden herumgereicht. Eine Schülerin drückt den Klassenvorstand noch ein letztes Mal. „Haltet die Ohren steif“, sagt Böhm zu seinen Schützlingen, bevor diese sich auf dem Weg in die Klasse machen.
Versetzung kurz nach Schulbeginn
Er und ein weiterer Sportlehrer waren bis Ende letzter Woche Klassenvorstände von ersten Klassen. Gerade einmal vier Wochen nach Beginn des neuen Schuljahres wurden sie aber überraschend an andere Schulen dienstzugeteilt. Beide Pädagogen waren schon viele Jahre an der Bildungseinrichtung tätig und laut den Eltern überaus beliebt bei den Kindern. Über die Skooly-App sei nun plötzlich die Nachricht gekommen, dass neue Klassenvorstände kommen, berichtet Wolfgang Artner, dessen Sohn in eine der betroffenen Klassen geht. „Alle sind komplett verstört und verstehen nicht, warum. Die Kinder haben geweint.“
Kinder wollen Schule wechseln
Er und andere Eltern überlegen nun, ihre Kinder von der Schule zu nehmen. Auch manche Lehrer würden eine Versetzung in Erwägung ziehen, ist zu hören. Auf Anfragen habe der Direktor nur mit oberflächlichen Antworten reagiert, sagt Peter Zachhalmel-Ratz. Der Lehrer K. sei ein wesentlicher Grund gewesen, wieso man sich für diese Schule entschieden habe. „Ich hoffe, das lässt sich alles rückgängig machen.“
„Komische Optik“
Bürgermeister Hans Unger (ÖVP) stellt sich hinter die Eltern: „Die Leidtragenden hier sind die Kinder.“ Offizielle Gründe für die Abberufung wurden vorerst nicht genannt, deswegen brodelt die Gerüchteküche. Die alteingesessenen Lehrer hätten sich nicht alles gefallen lassen, heißt es. Aber auch ein politischer Hintergrund oder ein innerschulischer Machtkampf um den Direktorposten werden vermutet. Böhm ist ÖVP-Gemeinderat, der Direktor SPÖ-Vizebürgermeister in einer anderen Gemeinde. Hinzu kommt, dass einer der betroffenen Lehrer nach Bernstein versetzt wird und gleichzeitig ein Lehrer von Bernstein nach Oberschützen kommt. Die abrupte Abberufung habe eine „komische Optik“, meint Unger.
„Haben wir etwas falsch gemacht?“
Böhm geht die ganze Sache zu Herzen. Den Schülern sei gesagt worden, dass die Klassenvorstände vielleicht nie wieder kommen. Die Kinder würden nun die Schuld bei sich selbst suchen. Ein Mädchen habe ihn gefragt: „Waren wir böse? Haben wir etwas falsch gemacht?“ Zudem müsste eigentlich die dienstjüngste Lehrkraft für eine solche Dienstzuteilung herangezogen werden, merkt Böhm an. Der Direktor wollte sich am Montagmorgen nicht den Fragen der Eltern stellen. Am Dienstag ist ein Informationsabend vorgesehen.
Lehrer wurden vorerst anderen Schulen zugeteilt
Allerdings: Ohne Grund erfolgte die Versetzung der beiden Lehrkräfte nicht. Wie Bildungsdirektor Heinz Zitz in einer Stellungnahme erklärt, habe es Beschwerden am Schulstandort gegeben. Deswegen sei es zu dieser dienst- und personalrechtlichen Maßnahme gekommen. Genauer ins Detail dürfe er aus rechtlichen Gründen nicht gehen. Die beiden Pädagogen sind vorerst für 90 Tage den anderen Schulen dienstzugeteilt. Wie es danach weitergeht, werde zu gegebener Zeit entschieden, sagt der Bildungsdirektor.
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