Spitalskrise

Warum ein Pfleger nach 30 Jahren den Job aufgibt

Steiermark
01.10.2023 08:00

Der Steirer Franz Karner wirft nach fast 30 Jahren in der Pflege das Handtuch. Der „Krone“ erzählt er, warum er die Nase voll hat und höhere Gehälter alleine das Problem nicht lösen.

Personalmangel in der Pflege zählt zu den größten und schwierigsten Baustellen im kriselnden Gesundheitswesen. Auch wenn das im Sommer geschnürte Maßnahmenpaket samt Gehalts-Plus für einen zarten Lichtblick sorgt - im August gab es laut Kages erstmals wieder mehr Bewerbungen als Abgänge -, kehren immer noch scharenweise Pflegekräfte steirischen Spitälern den Rücken.

„Keine positive Perspektive mehr“
Einer von ihnen ist der 53-jährige Franz Karner. Der gelernte Fleischer ist 1994 in die Pflege eingestiegen und seit fünf Jahren leitender Pfleger auf der Intensivstation am LKH Judenburg. Mit Ende des Jahres verlässt er die Kages - und aller Voraussicht nach den Pflegeberuf überhaupt. „Weil ich in diesem System einfach keine positive Perspektive sehe“, erklärt Karner. Dass die Steiermark nun beim Lohnschema nachgezogen hat, war für ihn „keine Heldentat, sondern grundlegendste Notwendigkeit“.

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Die Politik sollte so ehrlich sein und sagen, auf welche Leistungsreduktion sich die Bevölkerung einstellen muss. Es gibt keinen Weg zurück.

Franz Karner

Viel wichtiger sei, den Personalschlüssel anzupassen - sprich: Mehr Pflegekräfte pro Bett sowie eine angemessene Reserve, um angehäufte Gutstunden abzubauen und für Krisen - wie Corona - gerüstet zu sein. Ein weiterer zentraler Faktor: „In der Basis ärgert man sich besonders über die immer größer werdende Verwaltung.“ Zudem sei es dringend notwendig, das Fachpersonal um pflegefremde Tätigkeiten, wie Putzdienste, zu entlasten.

Kaum jemand empfiehlt den Pflegeberuf weiter
Fest steht für Karner, dass die Leistungsreduktion in Spitälern unumkehrbar ist. „Darauf müssen sich die Leute einstellen, und ich wünsche mir hier mehr Ehrlichkeit von der Politik.“ Die notwendige Reduktion der hohen Bettenkonzentration in steirischen Spitälern habe man jahrelang mit einer „Strategie des Aushungerns“ betrieben.

Mitarbeiter im Gesundheitswesen hätten stets versucht, die Mängel zu kompensieren. Spätestens seit Corona sei die Luft aber draußen. „Dilettantische Aufpolierungsversuche des Pflegeimages“ sorgen im Berufsstand für Kopfschütteln. Das Resultat der Misere? „Leute ziehen sich nicht nur durch Kündigungen zurück, sondern auch durch Reduktion der Arbeitszeit und Nebenbeschäftigungen. Und kaum jemand empfiehlt diesen Beruf noch weiter.“ 

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