Lichtblicke bei Kages

Pflegemangel: „Wir haben Talsohle durchschritten“

Steiermark
26.09.2023 12:09

Zarte Hoffnungsschimmer in den steirischen Spitälern: Die Talsohle beim Personalmangel in der Pflege könnte durchschritten sein, im August gab es erstmals mehr Bewerbungen als Abgänge. Ein Mitgrund sind die attraktiveren Gehälter. Den Pflegekräften wird künftig mehr Flexibilität abverlangt.

Das kommt bekannt vor: In Kärnten wurden in der Vorwoche Befürchtungen laut, dass - spätestens nach Inbetriebnahme des Koralmtunnels 2025 - Pflegekräfte verstärkt in die Steiermark abwandern werden. Grund: die besseren Gehälter in der Grünen Mark. Dieselbe Sorge hatten bisher die Steirer wegen des Lohnschemas im nahen Burgenland, ehe mit September ein 130-Millionen-Euro-Gehaltspaket geschnürt wurde.

Auswirkungen sind bei der Kages bereits zu spüren, berichtet Vorstandsvorsitzender Gerhard Stark: „Wir hatten im Vormonat erstmals mehr Bewerbungen als Abgänge“, sagte er am Rande einer Pflegetagung in Graz. „Es ist ein Lichtblick, der guttut. Trotzdem bleibt ein großes Defizit.“

Kages-Vorstandsvorsitzender Gerhard Stark: „Ein Lichtblick“ (Bild: Sepp Pail)
Kages-Vorstandsvorsitzender Gerhard Stark: „Ein Lichtblick“

„Es geht langsam wieder aufwärts“
Diesen Befund teilt auch Eveline Brandstätter, die oberste Pflegedirektorin der Kages: „Die Talsohle scheint erreicht, es geht langsam wieder aufwärts. Es gibt mehr Bewerbungen, auch von der Fachhochschule Joanneum wollen wieder mehr Absolventen zur Kages.“

Bei der Tagung wurde fast 200 Pflege-Führungskräften aus allen steirischen Landeskrankenhäusern über Herausforderungen, Neuerungen und mögliche Lösungsvorschläge informiert. Dazu zählt die Übergangspflege im LKH Mürzzuschlag: Seit Anfang August können hier Patienten nach einem stationären Krankenhausaufenthalt (große Operation, schwere Infektion etc.) bis zu 28 Tage gepflegt werden, ehe sie wieder nach Hause können. „Es ist erfolgreich angelaufen“, sagt Brandstätter.

Fakten

  • Im Juni präsentierten die Kages und das Land Steiermark ein großes Gehaltspaket, das fast 130 Millionen Euro im Jahr umfasst. Im Bereich der Pflege steigen die Grundgehälter, aber auch die Zulagen. In Summe soll das Plus laut Betriebsrat über 20 Prozent betragen, größer ist es bei Einsteigern.
  • Im Oktober soll der notwendige Landtagsbeschluss fallen. Ab November könnten dann die ersten erhöhten Gehälter (auch rückwirkend) ausbezahlt werden.
  • Wie groß der Bedarf an neuen Pflegekräften in der Steiermark ist, zeigte eine im Mai veröffentlichte Studie von Wolfgang Habacher (Epig GmbH): Demnach braucht die Steiermark bis 2030 mehr als 12.000 neue Pflegekräfte in Spitälern, Heimen und in der mobilen Pflege.

Bei akuten Ausfällen steht Ersatz bereit
Auch Pool-Lösungen werden erprobt: Im Grazer Universitätsklinikum etwa können sich Mitarbeiter für fixe Dienstzeiten melden - der Station, auf der man dann arbeitet, wird man zugeteilt. Dafür gibt es finanzielle Anreize.

Einen Bereitschaftspool gibt es wiederum im LKH Graz II. Eingeführt wurde er durch den großen Personalmangel im vergangenen Herbst, berichtet Pflegedirektorin Birgit Großauer: Mitarbeiter können sich freiwillig melden, dass sie an freien Tagen in Rufbereitschaft sind. Gibt es akute Ausfälle - was besonders in den Wintermonaten vorkommt -, wird auf diese Personen zurückgegriffen, sie springen ein und machen Überstunden. 

Der Bereitschaftspool umfasst alle vier Häuser des Verbunds (LKH Graz West, Graz Süd, Enzenbach und Hörgas). Petra Korb, Stationsleiterin in Enzenbach, bestätigt: „Die Dienstplansicherheit ist für Mitarbeiter besonders wichtig.“ Solche Lösungen soll es künftig auch in anderen steirischen Krankenhäusern geben.

„Dort anpacken, wo Arbeit am dringendsten gebraucht wird“
Bei den Arbeitszeiten soll es also weniger kurzfristige Änderungen geben. Was den Arbeitsort betrifft, wird aber laut Stark mehr Flexibilität notwendig sein - sowohl bei den Stationen innerhalb eines Hauses, als auch bei den Standorten innerhalb eines Spitalsverbunds. Stark: „Wenn wir die Zukunft gemeinsam meistern wollen, schaffen wir das nur in Gemeinsamkeit. Wir müssen dort anpacken, wo die Arbeit am dringendsten gebraucht wird.“

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