„Saßen im Gefängnis“

Warum unsere Betriebe in China plötzlich stottern

Oberösterreich
26.09.2023 15:00

Am Rande eines internationalen Treffens in China zeigt sich, wie sehr oberösterreichische Unternehmen im Reich der Mitte noch unter den Nachwirkungen der Pandemie leiden. Was damals im bevölkerungsreichsten Land der Welt los war, kann man sich hierzulande kaum vorstellen - und hat bis heute Auswirkungen.

Der chinesische Wirtschaftsmotor ist, wie vielfach berichtet, ins Stottern gekommen. Nur drei Prozent Wachstum 2022 nehmen sich im Vergleich zur jüngeren Vergangenheit bescheiden aus. Ob sich das für heuer ausgegebene Ziel von fünf Prozent erreichen lässt, bezweifeln die meisten Experten. Das hat Auswirkungen auf Österreich. Darüber kann sich eine Delegation rund um LH-Stv. Christine Haberlander am Rande eines internationalen Treffens derzeit vor Ort ein Bild machen.

100 Unternehmen aus OÖ in China
Dieses Regional Leaders’ Summit (RLS, wir berichteten) begann am Sonntag in der Provinz Shandong. Vor der Weiterreise dorthin führte man in Peking Gespräche mit Außenhandelsexperten und Vertretern heimischer Betriebe. China ist weltweit Österreichs drittwichtigster Handelspartner, 650 rot-weiß-rote Unternehmen betreiben etwa 950 eigene Niederlassungen in China, rund 100 davon kommen aus Oberösterreich.

Unvorstellbare Zustände während der Pandemie
Seit 2019 hat sich an diesen Zahlen allerdings nichts mehr geändert: „Im Moment kommen keine Start-ups dazu“, sagt Michael Berger, Österreichs Handelsdelegierter in Peking. Corona hat Chinas Wachstum einen gewaltigen Dämpfer versetzt. „Die Pandemie wurde hier erst am 7. Dezember 2022 beendet“, betont Botschafter Andreas Riecken. Was sich davor abspielte, kann sich in Österreich niemand vorstellen. „Wir saßen tatsächlich im Gefängnis“, sagt etwa John Bai, der eine Niederlassung der Maschinenfabrik Braun aus Vöcklabruck in Peking leitet.

Wohnhäuser, Shoppingcenter, Bürotürme, Fabriken wurden teils innerhalb von Minuten abgeriegelt, die Menschen waren gefangen, wurden in Hotels oder gar Spitäler zwangsübersiedelt, wo sie nichts als ein Bett hatten. Lkw-Fahrer wurden unterwegs unter Quarantäne gestellt, enorme Liefermengen fielen aus, der Privatkonsum brach ein. All das, verbunden mit aktuellen Krisen wie Chinas Unterstützung für Russland oder der ständig schwelende Taiwan-Konflikt, schreckt Betriebe nach wie vor davon ab, nach China zu expandieren.

„Es ist nicht einfach“
Wer schon da ist, vor allem die großteils mittelständigen Oberösterreicher, hat es schwer - wie etwa Frauscher Sensortechnik aus Schärding: „Wir arbeiten hier vorwiegend im Bereich von U- und Straßenbahnen“, berichtet Georg Mattner. „Unsere Systeme erkennen freie Strecken und steuern Weichen und Signale. Aber die auftraggebenden Kommunen sind völlig überschuldet, Projekte werden verschoben oder auf Eis gelegt, es ist nicht einfach...“

Aufgeben will den riesigen Markt China dennoch niemand, man hält sich an ein Konfuzius-Zitat: „Besser ein Diamant mit Fehlern als ein Kieselstein ohne.“

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