Es klingt paradox: Die Inflation ist seit fast zwei Jahren hoch, die Kaufkraft sinkt - und dennoch melden heuer weniger Steirer Privatkonkurs an. Eine trügerische Situation, meint der Kreditschutzverband KSV und glaubt, dass bald ein deutlicher Anstieg folgt.
Um gleich acht Prozent sind laut aktueller Hochrechnung des KSV die Privatinsolvenzen in den ersten drei Quartalen zurückgegangen - damit ist die Steiermark einzigartig in Österreich. Nur in Niederösterreich gab es sonst noch einen leichten Rückgang (-1,5 Prozent), in anderen Bundesländern wurden teils deutliche Zunahmen bis zu 41 Prozent (Vorarlberg) verzeichnet.
Diese Entwicklung in der Steiermark spiegelt laut Rene Jonke, Leiter des KSV in der Steiermark, nicht den tatsächlichen Ist-Zustand wider. „Wir müssen der Wahrheit ins Auge blicken. Die finanzielle Situation der Privaten spitzt sich weiter zu, und auch wenn die Menschen in Krisenzeiten mit ihrem Geld bewusster umgehen, wird es wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis die Zahl der Privatkonkurse deutlich in die Höhe schnellt.“ Bis Jahresende rechnet Jonke mit knapp 1000 eröffneten Privatkonkursen,
Firmeninsolvenzen steigen stark
Die rückläufige Kaufkraft privater Haushalte entwickelt sich jedenfalls zum wirtschaftlichen Problem für viele Unternehmen. Denn bei den Firmenpleiten gibt es laut Hochrechnung einen deutlichen Anstieg in der Steiermark um 26 Prozent (nur in Kärnten ist das Plus mit fast 40 Prozent noch höher).
Am stärkten betroffen sind die Branchen Handel (78 Fälle), Gastronomie/Beherbergung (73 Fälle) und Bauwirtschaft (73 Fälle). Vor allem das Baugewerbe bereitet derzeit Sorgen, zuletzt war die Auftragslage in der gesamten Branche stark rückläufig.
„Trotz der Entwicklungen im Handel und im Baugewerbe sehen wir aus heutiger Sicht weiterhin keine Insolvenzwelle auf Österreich zukommen“, behält sich Jonke Optimismus. Die Konkurs-Zahlen aus dem letzten Vor-Corona-Jahr 2019 dürften heuer aber überschritten werden.
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