Ein Buslenker im Tiroler Bezirk Kufstein hat im Sommer einen 64-Jährigen mit mehrfacher Behinderung gewalttätig seines Busses verwiesen. Den Fahrer erwarten nun eventuell Konsequenzen.
Regelmäßig, oft mehrmals pro Woche, fährt Hansjörg Moser mit dem Bus von seinem Wohnort Brixlegg nach Alpbach, wo er seine Familie besucht. Auch am 22. Juli stieg der 64-Jährige, der körperliche und geistige Behinderungen hat, in einen Postbus. Aber: „Er hatte an diesem Tag sein Jahresticket daheim vergessen“, erklärt seine Schwester der „Tiroler Krone“. Da wurde der Buslenker handgreiflich. Laut Moser packte er ihn hart an der Schulter und warf ihn aus dem Bus.
Warum unser Mitarbeiter so gehandelt hat, kann er im Nachhinein selbst nicht mehr nachvollziehen.
Christoph Gasser-Mair, Sprecher ÖBB und Postbus
Gleiche Behandlung für alle Fahrgäste
Das bestätigt ÖBB- und Postbus-Sprecher Christoph Gasser-Mair: „Der Fahrgast ist an dem besagten Tag in den Bus gestiegen und hat sich auf einen freien Platz gesetzt. Bei der Frage nach dem Fahrschein konnte dieser nicht vorgewiesen werden, worauf er von unserem Lenker bedauerlicherweise aus dem Bus verwiesen wurde.“ Und das wohl unnötig grob. „Warum unser Mitarbeiter so gehandelt hat, kann er im Nachhinein selbst nicht mehr nachvollziehen“, meint der Sprecher.
Mosers Familie wollte diesen Vorfall nicht unkommentiert lassen. Daher beschwerte sich Nichte Katharina Meixner in der Postbus-Zentrale in Brixlegg bei einem Disponenten. Dieser räumte ein, dass es inakzeptabel sei, dass der Busfahrer handgreiflich geworden ist. Auch soll er Meixner zufolge betont haben, dass Fahrgäste mit Behinderung nicht anders behandelt würden wie alle anderen auch.
Postbus-Sprecher Gasser-Mair stärkt ihm den Rücken: „Laut allgemeinen Beförderungsrichtlinien muss jeder Fahrgast ausnahmslos im Besitz eines gültigen Fahrscheines sein.“ Den Vorfall bedauere man aber. Mittlerweile habe es ein klärendes Gespräch zwischen der Familie sowie dem Buslenker und dem Disponenten gegeben, wobei sich diese entschuldigt hätten. Zudem werde geprüft, ob es für den Lenker dienstrechtliche Konsequenzen geben wird.
Das beweist, dass Diskriminierung für Menschen mit Behinderung längst noch nicht aus der Welt und immer noch ein Problem ist.
Katharina Meixner, Nichte von Hansjörg Moser
„Diskriminierung ist noch immer nicht aus der Welt“
Darum geht es Mosers Familie gar nicht. Sie zeigt sich vielmehr entsetzt darüber, dass der Busfahrer ihm gegenüber so grob war. „Das beweist, dass Diskriminierung für Menschen mit Behinderung längst noch nicht aus der Welt und immer noch ein Problem ist“, sagt Katharina Meixner.
Inwiefern der Busfahrer anders gehandelt hätte, wenn ein Fahrgast ohne Behinderung kein Ticket gehabt hätte, wird sich wohl nie klären lassen.
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