Die Inflation ist halt so, alles wird teurer, und dagegen kann man als einzelner Konsument eben nichts machen. Na gut, wenn alles teurer wird, dann werde ich es auch.
Ich bin vielleicht kein finanzschwacher Haushalt nach Regierungsdefinition, ein schwacher aber allemal, wenn ich mich so umsehe. Aber das scheint für irgendwelche Bonuszahlungen nicht zu reichen. Ist schon recht so, aber dann muss ich eben meine eigene Teuerungswelle lostreten.
Für ein freundliches „Guten Morgen“ meinerseits muss ich leider künftig 50 Cent verlangen. Der Druck des Gaspreises und des Leitzinses sind zu hoch. Was das mit meinen Manieren zu tun hat? Weiß ich doch nicht, aber der Satz ist gut. Und warum sollte gerade ich das nicht sagen dürfen? Grüßen auf offener Straße kostet übrigens 75 Cent, wobei ich keine Rücksicht darauf nehmen kann, ob man mich kennt und der andere überhaupt gegrüßt werden will. Der Markt ist hart umkämpft. Das funktioniert nach dem Prinzip der ORF-Gebühr. Egal, ob man mich sehen oder hören will, ich bin da, man kann mich empfangen.
Analoge Spontan-Powerpoint-Präsentation
Den Leuten, die einen in der Fußgängerzone mit irgendwelchen Zettelchen oder Anliegen in den Weg springen, stehe ich gerne zur Verfügung und habe für alles ein offenes Ohr. Eine Minute offenes Ohr kostet einen Euro. Bei Meinungsumfragen biete ich um fünf Euro meine analoge Spontan-Powerpoint-Präsentation - egal zu welchem Thema.
Für das Betreten meiner Wohnung muss ich leider ab sofort zwei Euro Eintritt kassieren. Wobei der Bon, den ich dafür ausgebe, für die Benutzung von Toiletten auf Autobahn-Raststätten gelten sollte. Hoffe ich mal, wir sind in Verhandlung. Sollte jemand aus welchen Gründen auch immer bei mir übernachten wollen, kostet das 50 Euro. Ohne Frühstück. Dafür fehlt das Personal.
Morgen ist das Grüßen teurer
Ich denke, das sind klare, übersichtliche Richtlinien und faire Preise. Warum mir das irgendjemand zahlen sollte? Nun ja, vor allem, weil es morgen vielleicht schon wieder teurer wird, etwa das „Guten Morgen“ schon einen Euro kosten könnte. Wenn Sie sich also heute um 50 Cent freundlich von mir grüßen lassen, haben Sie 50 Cent gespart.
Gern geschehen, man muss in schweren Zeiten zusammenhelfen.
Leider kann ich Ihnen auch diese Satire-Kolumne nicht mehr kostenlos anbieten. Sollten Sie bis hierher gelesen haben, wird ein Kommunikationstarif von 3,9 Cent pro Zeile fällig. Am besten schnell überweisen, denn das ist nur der Sonntagspreis.
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