Fritzl, Eislady & Co.

Schon seit 50 Jahren an der Seite der Verbrecher

Wien
05.08.2023 11:41

Das Feuer brennt nicht nur noch, es lodert. Peter Philipp (76) und Rudolf Mayer (75), neben Herbert Eichenseder Wiens älteste amtierende Strafverteidiger, schmeißen sich mehrmals die Woche für ihre angeklagten Mandanten ins Zeug. Ein halbes Jahrhundert an der Seite der Verbrecher. Tag für Tag.

„Wie hält man das aus?“, will die „Krone“ beim Besuch in Philipps edler Kanzlei am Graben, die er sich mit seinen Kindern Alexander und Patricia teilt, wissen: „Mein Gedanke ist: Alle sind gegen ihn - die Polizei, die Staatsanwaltschaft. Mein Mandant hat nur mich - und ich schaue, dass ich das Beste für ihn heraushole. Nur so kannst du den Beruf machen“, so Philipp, der Fußballprofi werden wollte, ehe er in die Fußstapfen seines Vaters Wilhelm trat.

Gemeinsam zählen die beiden Herren schon mehr als 150 Lenze und noch mehr Mörder, die sie vertraten. (Bild: Schiel, Krone KREATIV)
Gemeinsam zählen die beiden Herren schon mehr als 150 Lenze und noch mehr Mörder, die sie vertraten.

„Jeder Fall ist anders und hochinteressant.“ Aufgeregt sei er nur bei Mordverfahren. „Von denen hatte ich mehr als 100. Nur 13-mal lebenslang!“ Aber: „Kinderschänder und Terroristen vertrete ich nicht.“

Zigtausende Prozesse und Hunderte Mörder
Mit Rudolf Mayer, der wiederum Tierquäler ablehnt, verbindet Philipp eine jahrzehntelange Freundschaft: „Wir haben sehr viele Akte gemeinsam verhandelt, zum Beispiel die Rammbock-Bande oder den Mord in der Annagasse.“ In seiner Jugend war Mayer Balletttänzer, später Boxer.

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Mein Gedanke ist: Alle sind gegen ihn - die Polizei, die Staatsanwaltschaft. Mein Mandant hat nur mich - und ich schaue, dass ich das Beste für ihn heraushole. Nur so kannst du den Beruf machen.

Peter Philipp (76)

Auch im Gericht gibt er sich mal sanft, mal deftig - je nach Fall. Zuletzt verteidigte er einen der Helfer des Wien-Attentäters, plädierte etwa auch für die Eislady oder für Elfriede Blauensteiner. Nicht immer läuft es konfliktfrei ab. „Beim Fritzl bin ich bedroht worden bis zum Gehtnichtmehr“, erinnert er sich. „Aber ich lasse meine Klienten nicht im Stich.“

Auch nach Zigtausenden Strafprozessen denken die stolzen Großväter nicht ans Aufhören. Mayer schmunzelt: „Mit 80 starte ich durch, da kann sich die junge Konkurrenz warm anziehen.“ Anja Richter

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