Salzburger Festspiele

„Macbeth“: Eine Babypuppe zum festlichen Diner

Bühne
30.07.2023 15:55

Giuseppe Verdis „Macbeth“-Premiere bei den Salzburger Festspielen unter Maestro Philippe Jordan in der Inszenierung Krysztof Warlikowskis - ein Triumph für „Lady Macbeth“ Asmik Grigorian!

(Bild: kmm)

„Die Zeit ist aus den Fugen“: Die Salzburger Festspiele haben diesen gerade heute wieder erschreckend aktuellen Satz des Hamlet als Motto gewählt. In keiner anderen Oper Giuseppe Verdis ist die Zeit so aus den Fugen wie in Verdis genialem Frühwerk „Macbeth“, das nun der Pole Krysztof Warlikowski im Großen Festspielhaus inszenierte. Warlikowski, der Humanist, breitet seine Ideenwelt aus.

Gewalt gegen Kinder! Sie versteht Warlikowski als Keimzelle für Traumata, Albträume, für Grausamkeit und Gewalttätigkeit - auch dieses kinderlosen Schlächterpaares, des Feldherrn Macbeth und seiner Lady. Sind die Täter also Opfer? In Videos und Filmzitaten sieht man, wie ein Kind ausgesetzt wird, wie Königskinder von Mördern gejagt werden. Und während der Bankettszene zu Ehren Macbeths, der König Duncan aus dem Weg geräumt hat, wird sogar eine riesige Babypuppe mit Brokkoliröschen serviert. Aber auch durch die Hexenszenen, in denen Macbeth auf den Abgrund zutaumelt, schwirren maskierte, geopferte Kinder.

Malgorzata Szczesniak baute dafür eine riesige, blaugrün leuchtende Halle, über der eine „Sonne des Bösen“ strahlt. Gewaltig ist das Hexenhaus, das hereingeschoben wird, gewaltig eine viele Meter lange Bank, auf der die Protagonisten sitzen, gewaltig die Chormassen. Eine Cinemascope-Show, deren Akteure in Selbstzerstörung und Wahn enden.

Philippe Jordan, Einspringer für Franz Welser-Möst, sorgt am Pult der Wiener Philharmoniker für aufregende, packende Szenen. Hervorragend seine genau differenzierte Führung, die für die Sänger optimale Bedingungen schafft. Besonders für Asmik Grigorians Debüt als von Macht berauschte, dann langsam dem Wahnsinn verfallende Lady Macbeth: eine großartige, vom Publikum mit stehender Ovation gefeierte Darstellung (ich glaube aber, dass sie noch lernen wird, die Partie mit mehr Mut zur Hässlichkeit zu gestalten, wie Verdi es sich wünscht).

In jedem Moment verlässlich ist Vladislav Sulimskys Macbeth. Kraft, Energie, Gewaltbereitschaft sind spürbar (ohne aber die Dämonie eines Piero Cappuccilli zu erreichen). Warum er zuletzt im Rollstuhl umkommt? Tareq Nazmi beeindruckt durch Größe und Wohlklang seines Basses, Jonathan Tetelman ist ein biederer Rächer Macduff. Verlässlich, der Wiener Staatsopernchor.

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