Präsidenten-Festspiele. Was früher Messe-Eröffnungen waren, das sind heute Festspiele: Perfekte Plattformen für Bundespräsidenten, um mahnende Worte vor allem an Politiker zu richten. 1980 erregte der besonnene Rudolf Kirchschläger maximales Aufsehen, weil er in Zusammenhang mit dem damaligen Wiener AKH-Skandal bei der Eröffnung der Welser Messe zum „Trockenlegen von Sümpfen und sauren Wiesen“ aufforderte. So deutliche Worte hatte bis dahin kein österreichischer Bundespräsident gefunden. Kirchschlägers Nach-Nach-Nach-Nachfolger Alexander Van der Bellen nützt besonders gerne die Eröffnungen der Festspiele in Bregenz und Salzburg für Rüffel. Gestern las er am Bodensee gleich allen drei sogenannten Großparteien die Leviten. Oder, wie wir heute titeln: „Präsident watscht die Politiker ab“. Verdient haben sie sich´s wohl.
Mahnung (zu) spät. Wen und was nahm nun der Bundespräsident ins Visier? Ihm geht manche Wortwahl bei ÖVP, SPÖ und FPÖ so weit, dass er fürchtet, dass sie zum „Zerbrechen unserer Gesellschaft“ beiträgt. Er denkt dabei etwa an die „Normaldenker“-Offensive der ÖVP, die „Volkskanzler“-Ansage der FPÖ und den „unsere Leut“-Sager der SPÖ . Der Präsident fragt rhetorisch: „Wer sind ,unsere Leut‘? Bin ich dabei? Sind uns ,die anderen‘ dann egal? Wer sagt, wer dazu gehört und wer nicht? Wer bestimmt, wer ,normal‘ ist und wer nicht?“ So ein Verhalten sei „gefährlich“, Sprache dürfe „nicht zum Ausgrenzen verwendet werden“. In der „Krone“ kommentiert heute Claus Pándi, dass Alexander Van der Bellen nicht immer warten müsste, bis sich zu viel politischer Frust im Land aufgestaut hat und er das Ventil erst öffnet, wenn es schon brodelt. Unser Kommentator fürchtet: „Irgendwann wird es zu spät sein.“ Auf unsere Online-„Frage des Tages“, ob Van der Bellens Mahnung zu mehr Sachpolitik etwas bringt, antworteten gestern übrigens fast 90 Prozent mit „Nein“. Heißt so viel: Für sie ist die Mahnung zumindest zu spät.
Kommen Sie gut durch den Donnerstag!
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