Die Politik ist bei der Schaffung von Kinderbetreuungsplätzen säumig, und das seit Jahren. Das macht sich jetzt auch am Arbeitsmarkt bemerkbar: Der Fachkräftemangel wird durch die fehlenden Betreuungsmöglichkeiten verschärft. Darauf machen immer mehr Experten aufmerksam und fordern endlich eine Kehrtwende.
„Wir sind in einer aktuellen Studie zur Elementarpädagogik unter 29 Ländern auf Rang 20. Das sagt eigentlich schon alles“, so Buchautor und Bildungskritiker Andreas Salcher im Gespräch mit der „Krone“.
Kindergarten muss aufgewertet werden
Vor allem der Kindergartenbereich gehört ausgebaut und massiv verbessert. Es brauche individuelle Förderung, mehr Pädagogen und eine bessere Bezahlung dieser. „In unseren Kindergärten werden 20 Kinder von einer Pädagogin und einer Hilfskraft betreut. So ist individuelle Förderung unmöglich.“ Das mache einerseits die Eltern unzufrieden und ist von Nachteil für die Kinder. „Kinder nicht deutscher Muttersprache nehmen ihre Sprachnachteile in die Volksschule mit und können diese nie wieder aufholen.“
Kompetenzdschungel als gordischer Knoten
Die Politik müsse endlich Geld in die Hand nehmen und diesen „gordischen Knoten“ des Kompetenzdschungels zerschlagen, fordert Salcher. Eine aktuelle Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts „Eco Austria“ zeigt eindeutig, dass es zwischen den fehlenden Kinderbetreuungsplätzen und dem Fachkräftemangel einen Zusammenhang gibt. 60 Prozent der Frauen geben Betreuungspflichten als Grund für Teilzeitarbeit an.
Teilzeit verschärft Fachkräftemangel
Das hat kürzlich auch AMS-Chef Johannes Kopf bestätigt: Die Probleme auf dem Arbeitsmarkt werden durch Arbeitsmigration alleine nicht gelöst werden können. Es brauche eine flächendeckende Ganztagesbetreuung. Wie säumig Österreich hier ist, zeigt ein EU-Vergleich: Das für 2010 vereinbarte „Barcelona-Ziel“ (ein Drittel der Unter-3-Jährigen in Betreuung) ist 2023 noch immer nicht erreicht. Während das Ziel für andere europäische Länder bis 2030 auf 45 Prozent erhöht wurde, wurde es in Österreich von 33 auf 31,9 Prozent gesenkt. Aktuell liegt die Betreuungsquote in Österreich bei 29,9 Prozent.
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