Gottfried Neumeister, seit 2014 im Stiftungsvorstand der Privatstiftung Lauda, heute Chef von KTM, sicherte sich 2018 die einstige Millionenvilla der ehemaligen Formel-1-Legende. Offiziell kaufte Neumeisters Frau.
Niki Lauda war zeit seines Lebens für seine Sparsamkeit bekannt. Nicht nur als Airline-Unternehmer hatte er – gemäß seinem Werbespruch – „nichts zu verschenken“. Selbst im Privaten galt der legendäre Formel-1-Weltmeister als Sparefroh. So ist unter anderem folgender Satz überliefert: „Ich kaufe mir einen Pullover oder Hosen nur dann, wenn die alten Sachen kaputt oder so verwaschen sind, dass es einfach nicht mehr geht.“
Beste Döblinger Lage
Gewinne aus seinen zahlreichen unternehmerischen Erfolgen ließ der 2019 verstorbene Siegertyp Niki Lauda zur Absicherung seiner Nachkommen frühzeitig in einer Stiftung bunkern. Die Privatstiftung Lauda hält – zum Teil über Tochterfirmen – Immobilien, etwa die einstige NSA-Villa in Wien-Pötzleinsdorf. Bis Anfang 2018 gehörte der Stiftung auch eine Luxusvilla in der Wiener Cobenzlgasse, die Niki Lauda und seiner Familie mehrere Jahre als Wohnsitz gedient hatte. Knapp 1000 Quadratmeter Wohnfläche in bester Döblinger Lage, In- und Outdoor-Pool, ein rund 2000-Quadratmeter großer, uneinsehbarer Garten auf mehreren Ebenen. Interessierte können sich noch heute im Internet ein Bild davon machen – ein bekanntes Architekturbüro, das die Liegenschaft vor dem Einzug der Laudas aufwendig renovierte, führt das Anwesen nach wie vor auf seiner Referenzliste.
In einem Medienbericht war 2010 von einem exklusiven Juwel die Rede, das schon bei Laudas Einzug von Immobilien-Insidern auf einen Preis zwischen sechs und neun Millionen Euro geschätzt worden sei. Ursprünglich sollen die Vorstellungen des Anbieters gar bei 15 Millionen Euro gelegen sein.
Verkauf im Februar 2018
Im Februar 2018 kam es zum Verkauf der Villa, der laut „Krone“-Recherchen als durchaus dubios eingestuft werden kann. Denn: Die Privatstiftung Lauda bzw. deren Tochterunternehmen L3M veräußerte das Döblinger Refugium just an die Ehefrau eines Stiftungsvorstandes. An die Partnerin von Gottfried Neumeister, heute CEO der KTM AG. Neumeister sitzt seit 2014 im Vorstand der Privatstiftung Lauda. Er ist auch einer von zwei selbstständig vertretungsbefugten Geschäftsführern der Stiftungs-Tochter L3M Investments GmbH. Ebenso wie Lauda-Stiftungsvorstand Haig Asenbauer, der den Kaufvertrag mit Neumeisters Frau im Februar 2018 unterzeichnete. Der Kaufpreis: 8,2 Millionen Euro.
Lebenslanges Wohnrecht
Die Transaktion erscheint aus mehreren Gründen bemerkenswert: Zum einen unterliegen Geschäfte zwischen Stiftungen und deren Vorständen bzw. deren Angehörigen besonderen Regeln. So muss beispielsweise die Zustimmung aller weiteren Stiftungsvorstände eingeholt werden. Nicht wenige Juristen vertreten darüber hinaus die Ansicht, dass zusätzlich eine gerichtliche Genehmigung eingeholt werden muss – auch wenn nicht Neumeister selbst, sondern seine Ehefrau als Besitzerin aufscheint. Auch wenn Neumeister und sein L3M-Co-Geschäftsführer Asenbauer die Meinung vertreten, dass die Genehmigung des Gerichts nicht für Geschäfte eines Tochterunternehmens einer Privatstiftung gelte. Auffällig ist jedenfalls folgendes Faktum: Lauda-Stiftungsvorstand Gottfried Neumeister hat sich im Grundbuch neben einem Belastungs- und Veräußerungsverbot ein lebenslanges unentgeltliches Wohnrecht in der einstigen Niki-Lauda-Residenz eintragen lassen.
14 Millionen Euro
Zum anderen verdient die Preisgestaltung Beachtung: Denn laut „Krone“-Recherchen lag der Maklerin bereits 2016, knapp zwei Jahre vor dem Deal der Stiftung mit der Ehefrau von Lauda-Stiftungsvorstand Neumeister, ein Anbot für die Cobenzlgasse vor, das sich doch deutlich über dem späteren Verkaufspreis bewegte: 14 Millionen Euro.
War Niki Lauda im Februar 2018, wenige Monate vor seiner schweren Not-Operation samt Lungentransplantation im Wiener AKH, mit Großzügigkeit einverstanden? Hat er sich für die Vorgänge in seiner Stiftung nicht mehr interessiert? Wie kam es am Ende zum 8,2-Millionen-Deal?
Gottfried Neumeister teilt mit, dass die Stiftungs-Tochter L3M die Immobilie in der Cobenzlgasse langfristig an Niki Lauda vermietet hatte, der Ende 2017 das Mietverhältnis aufgekündigt habe. Daraufhin habe die L3M entschieden, die Immobilie zu verkaufen.
„Kaufpreis war nicht günstig“
Neumeister verwahrt sich dagegen, dass seine Frau ein Schnäppchen gemacht habe. „Der Kaufpreis der Immobilie war nicht günstig, auch nicht vergleichsweise.“ Der Preis sei durch einen gerichtlich beeideten Sachverständigen ermittelt worden, der Vergleichswerte von mehr als zehn Liegenschaften berücksichtigt habe. Dann sei die Immobilie „zum höchsten im Gutachten ermittelten Wert“ veräußert worden. Dazu liege auch die Zustimmung sämtlicher Stiftungsvorstände vor. Für Rechtsgeschäfte von Tochtergesellschaften von Stiftungen sei seiner Ansicht nach jedoch „kein gerichtlicher Genehmigungsprozess vorgesehen“.
Von einem 14-Millionen-Euro-Anbot will kein Vorstand der Stiftung etwas wissen. L3M-Geschäftsführer Haig Asenbauer, der den Kaufvertrag mit Neumeisters Ehefrau unterfertigte, teilte mit, dass diese Behauptung „unwahr“ sei.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.