Der Boom ist vorbei

Flaute in der Vorarlberger Bauwirtschaft

Vorarlberg
10.07.2023 18:36

Da die Zahl der Aufträge massiv zurückgegangen ist, fordern Branchenvertreter ein Bündel an Maßnahmen, um die Bautätigkeit in Vorarlberg wieder anzukurbeln. Unter anderem sollen die rigiden Kriterien für Kreditvergaben wieder gelockert werden. 

uerst die gute Nachricht: Generell ist die Auftragslage im Vorarlberger Gewerbe und Handwerk noch recht stabil, vor allem auch im österreichischen Vergleich. Es gibt allerdings eine große Ausnahme, nämlich die Bauwirtschaft. Die fetten Jahre mit vollen Auftragsbüchern und satten Gewinnmargen scheinen vorerst vorbei zu sein. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres war ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen und schenkt man der Konjunkturbeobachtung der Wirtschaftskammer Vorarlberg Glauben, dann wird sich die Delle zeitlich noch länger ziehen.

Besonders stark eingebrochen ist wenig überraschend der private Wohnungs- und Hausbau. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Stark gestiegene Material- und Personalkosten, erhöhte Kreditzinsen, den erschwerten Zugang zu Wohnbaufinanzierungen und die völlig überdimensionierten Grundstückskosten.

Bernhard Feigl, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Vorarlberger Wirtschaftskammer, sieht insbesondere bei den restriktiven Kreditvergaben Handlungsbedarf, konkret fordert er eine sofortige Abschaffung der sogenannten KIM-Verordnung, welche die Standards für Wohnraumfinanzierungen definiert: „Das Instrument war in Zeiten von Nullzinsen von der Finanzmarktaufsicht (FMA) dazu eingesetzt worden, die befürchtete Überhitzung des Immobilienmarktes zu verhindern - davon kann jetzt keine Rede mehr sein.“ Das heißt im Umkehrschluss: Die Hürden - etwa eine Schuldendienstquote von maximal 40 Prozent des verfügbaren Einkommens -, die damals aufgezogen wurden, gehörten jetzt wieder abgebaut.

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Die Wohnbauförderung entspricht nicht mehr der Marktrealität.Damit bleibt ein an sich tolles Steuerungselement für die Anschaffung von Eigentum leider momentan unter seinen Möglichkeiten.

Bernhard Feigl, Spartenobmann in der Wirtschaftskammer

Der Wunschzettel von Feigl an die Politik ist aber noch deutlich länger und umfasst neben einer Senkung der Grunderwerbsteuer vor allem zwei Bereiche: Zum einen müsse die Wohnbauförderung aufgewertet werden. Dieses Instrument sei während der Niedrigzinsjahre komplett brach gelegen und gehöre nun an die neuen Marktrealitäten angepasst. Und zum anderen plädiert Feigl dafür, die Energiewende mit entsprechenden Förderanreizen weiter voranzutreiben. Bekanntlich hat sich die Landesregierung eine Sanierungsquote von jährlich drei Prozent des gesamten Baubestandes zum Ziel gesetzt, davon ist man aber noch ein gutes Stück entfernt. Feigl schlägt vor, die unterschiedlichen Unterstützungsleistungen aufeinander abzustimmen und zusammenzuführen - so könnten neben der Vorarlberger Sanierungsförderung etwa die Dekarbonisierungs-Instrumente von Bund und Europäischer Union in einer eigenen Förderschiene gebündelt und unbürokratischer gestaltet werden.

Dass die Baubranche ihr Faible für Sanierungen und kleine Privateigentümer wiederentdeckt hat, hängt natürlich auch damit zusammen, dass die finanziell potenten Anleger, auf welche ein Großteil der Bautätigkeit in den vergangenen 15 Jahren im Ländle entfallen ist (inklusive einer langen Reihe an katastrophalen Nebenwirkungen), ihr Interesse am Betongold zunehmend verlieren und ihr Kapital nun wieder bevorzugt in andere Investitionsfelder schießen.

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