Kristina Hammer sprach im „Krone“-Interview über große Fußstapfen, prägende Begegnungen und den Wunsch, Mentorin zu sein.
Frau Hammer, Sie haben sich fürs Café Bazar entschieden. Was wird es denn kulinarisch bei Ihnen werden?
Kristina Hammer: Ich habe mir den Frühlingssalat mit Spargel und Kräutern bestellt.
Dieser Entscheidung werde ich mich anschließen. Apropos: Ist es Ihnen eigentlich leicht gefallen, bei der Salzburger Gesellschaft Anschluss zu finden, als Sie neu hierher gekommen sind?
Also erst einmal fühle ich mich mittlerweile hier wirklich angekommen in dieser wunderschönen Stadt. Es liegt auch daran, dass das ganze Umland ein Traum ist, die Seen und die Berge. Die Salzburger selber habe ich als sehr offen und auch herzlich erlebt. Mir sind sie von Anfang an mit großem Interesse begegnet. Teilweise auch mit Neugier – aber das versteh ich. Ich persönlich wäre auch neugierig, wer diese Person, der Mensch hinter der Festspielpräsidentin ist. Und ich nehme es auch keinem übel, wenn jemand sagt, er oder sie begegnet mir erst einmal mit einer gewissen Reserviertheit.
Inwiefern sind die Leute neugierig? Mussten Sie unangenehme Fragen über sich ergehen lassen?
Nein, das kann ich so nicht sagen. Das Überraschende für mich war eher der Umstand, dass ich in meiner vorherigen Position nicht so in der Öffentlichkeit gestanden bin. Und jetzt als Festspielpräsidentin sprechen mich die Menschen auch direkt auf der Straße an. Aber stets auf so angenehme Art und Weise, dass ich mich damit absolut wohl fühle.
Werden Sie oft mit Ihrer Vorgängerin, Helga Rabl-Stadler, verglichen?
Ich habe eine Vorgängerin, die unendlich viel für die Festspiele getan hat. Aber es ist wichtig, in dieser Position seine eigenen Wege zu gehen.
Kristina Hammer
Ich habe natürlich eine Vorgängerin, die wir über viele viele Jahre in dieser Rolle erlebt haben und die unendlich viel für die Festspiele getan hat. Aber ich glaube, es ist ganz wichtig in so einer Position, dass man seine eigenen Wege geht und gerade nicht in die Fußstapfen eines anderen tritt.
Sie haben einmal in einem Interview gesagt, „ich muss nichts revolutionär anders machen“ – sehen Sie das heute auch noch so, oder verspüren Sie mittlerweile doch den Drang, Ihre eigene Handschrift stärker in die Festspiele miteinzubringen?
Wenn ich dies korrigieren darf, das Zitat ist so nicht korrekt. Ich habe gesagt „dieses Amt erfordert eine Evolution und keine Revolution“. Das ist ein großer Unterschied. Zudem: Natürlich, ganz klar will ich prägend für die Salzburger Festspiele sein. Aber es ist ein Unterschied, ob Sie etwas übernehmen, was nicht funktioniert. Oder ob sie in einen sehr gut funktionierenden Festspielbetrieb kommen und daran arbeiten, diesen erfolgreich ins nächste Jahrhundert zu bringen.
Sie haben Jura studiert, vor dem Festspiel-Präsidenten-Amt in der Textil- und Automobilindustrie gearbeitet. Wofür schlägt Ihr Herz wirklich und wie schafft man es, sich erfolgreich in so unterschiedliche Branchen einzuarbeiten?
Zunächst einmal braucht man Leidenschaft für das, was man tut. Wenn Sie neu in eine Position hineinkommen, ist es wichtig, dass Sie zuhören können. Das wird einem manchmal zunächst als Schwäche ausgelegt, wenn man nicht gleich auf den Tisch haut, aber dem ist nicht so. Denn es ist wichtig, dass Sie Annahmen und Vorstellungen, die Sie haben, anhand der Realität genau überprüfen. Erst dann können sie wichtige Entscheidungen treffen.
Wurde Ihnen denn jemals Schwäche unterstellt?
Selbstverständlich stößt man im Laufe des Berufslebens auf Widerstand. Eines meiner „prägenden“ Erlebnisse war, als ich als junge Rechtsanwaltsanwärterin einen Industriekunden betreuen sollte. Der kam zur Tür rein, schaute mich an und sagte: „Mädchen, gehen Sie mal Kaffee holen und schicken Sie mir dann den Herrn Anwalt“. Er ging also von einem Mann aus. Ich habe uns Kaffee geholt und gesagt: Ich bin die Ihnen zugeteilte Beraterin. Danach rannte er aus dem Raum, das Geschrei hörte man durch die ganze Kanzlei. Die genaue Beschreibung, was er sagte, erspare ich Ihnen.
Unfassbar, wie geht man mit so was um? Das muss Sie doch getroffen haben?
Mir wurde früher gesagt, ich solle die Fotos meiner Kinder vom Tisch nehmen. Und außerdem sei ich eine Rabenmutter, weil ich trotz Kindern arbeite.
Kristina Hammer
Es traf mich deswegen, weil ich nicht mal die Chance bekommen habe, mich zu beweisen. Am Ende hat ein anderer Kollege den besagten Klienten betreut. Solche Situationen gibt es im Leben immer wieder. Als ich in der Automobilindustrie gearbeitet habe, wurde mir gesagt, ich solle die Fotos meiner Kinder vom Schreibtisch nehmen – was ich natürlich nicht getan habe. Ich hörte auch öfter hinter vorgehaltener Hand, dass ich eine „Rabenmutter“ sei, da ich „trotz“ Kindern arbeite.
So etwas hält man nicht auf Dauer aus, oder wird man irgendwann resistent?
Bei mir hatte das andere Auswirkungen. Ich versuche andere Frauen im Berufsleben aktiv zu fördern und will ihnen eine Mentorin sein.
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