Nicht nur Drogen sind - wie mehrfach berichtet - in Tirol unter Kindern und Jugendlichen weit verbreitet, sondern auch Essstörungen sind ein großes Thema. Doch auch hier hakt es, was die Versorgung betrifft ...
Kathrin Sevecke, Direktorin der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall und Innsbruck, nahm – wie viele andere Systempartner auch, darunter Vertreter der Kinder- und Jugendhilfe, diverse Sozialeinrichtungen, die Kinder- und Jugendanwältin sowie die Oppositionsparteien – am Runden Tisch, der von SP-LR Eva Pawlata am Dienstag Nachmittag wie berichtet einberufen wurde, teil.
„Es ist sogar schon ein Fördergeber vorhanden“
Und sie äußerte einen besonderen Wunsch – eine WG für essgestörte Mädels. „Auf der Hungerburg in Innsbruck gäbe es mit dem alten Pfarrhaus eine Räumlichkeit, in der diese Wohngemeinschaft für Patientinnen im poststationären Verlauf realisiert werden könnte. Aber wir stehen an, obwohl die Gespräche mit politischen Vertretern, Sozialversicherungsträgern und Co. seit Monaten laufen“, betont sie und lässt aufhorchen: „Baulich und konzeptionell steht alles, es gibt sogar einen Fördergeber. Doch wer und wie die laufenden Kosten übernimmt, ist ausständig.“ Das Land Tirol müsse sich unter anderem erst ansehen, wie das rechtlich umzusetzen sei – zumindest wurde es so beim Runden Tisch kommuniziert.
„Unterbringung derzeit in München oder Linz“
Was passiert derzeit mit jungen Betroffenen, die zum Beispiel wegen der familiären Umstände nicht nach Hause gehen können? „Sie werden in Hilfseinrichtungen in München oder Linz untergebracht. Im Schnitt beantragen pro Jahr zwölf bis 15 Personen Plätze, nicht alle werden genehmigt. Ganz ideal ist es allerdings nicht, denn beispielsweise 12-Jährige tun sich extrem schwer, nach Deutschland zu gehen und sich dort anzupassen.“
Im Sommer sei ein weiterer Termin zu diesem Thema angesetzt. Sevecke: „LR Pawlata muss sich mit den anderen Verantwortlichen nochmals an einen Tisch setzen und die letzten Stückchen zusammenbringen, um das Projekt realisieren zu können. Wir müssen jedenfalls neue Wege gehen.“
Seit zehn Jahren fordern wir genügend spezialisierte Plätze in Tirol, damit Kinder und Jugendliche nicht ins Ausland müssen. Seit Jahr und Tag geht jedoch nichts weiter.
Andrea Haselwanter-Schneider, Parteiobfrau der Liste Fritz
Die Liste Fritz brachte diesbezüglich Anfang Mai einen Dringlichkeitsantrag in den Tiroler Landtag ein – sie fordert „mehr stationäre Plätze für Jugendliche mit Essstörungen“. „Der Antrag wurde LR Cornelia Hagele für einen Bericht zugewiesen. Aber diesen Bericht benötige ich nicht mehr, denn beim Runden Tisch ist mir alles berichtet worden, was ich erfahren wollte“, erklärt Liste Fritz-Parteiobfrau und LA Andrea Haselwanter-Schneider der „Krone“.
„Seit mehr als zehn Jahren fordern wir genügend spezialisierte Plätze in Tirol, damit die Kinder und Jugendlichen nicht ins Ausland oder in andere Bundesländer müssen. Egal, ob die Sozial-Landesräte rot oder grün sind – ich erlebe jetzt die vierte Sozial-Landesrätin: Bei diesem Thema geht seit Jahr und Tag rein gar nichts weiter. Offenbar scheitert es am Geld, was mich traurig macht“, betont die Politikerin.
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