Der einzige Koalitionskitt. Und wieder einmal wäre ein Regierungsvorhaben abzuhaken. Freilich wird hierzulande nicht abgehakt im Sinne von „erledigt“. Sondern im Sinne von „auf die lange Bank geschoben“. Man könnte auch sagen: „unerledigt“. Diesmal ist es die geplante, gewünschte, vielfach geforderte, und vor allem so dringend notwendige Strategie gegen Bodenversiegelung, über die am Dienstag beraten worden war. Der zuständige Minister, der glücklose ÖVP-Bauern-Vertreter Norbert Totschnig, formulierte es so: „Die offenen Punkte werden in einer Arbeitsgruppe bis nach dem Sommer geklärt.“ Nach dem Sommer 2023? Oder 2024? Oder am Sankt-Nimmerleinstag? Das Scheitern ist exemplarisch - ganz offensichtlich auch für die breite Bevölkerung. „Schafft diese Regierung noch eine sinnvolle Reform?“, das wollten wir von unseren Lesern und Usern gestern wissen. Und bekamen von mehr als 90 Prozent ein „Nein“ zur Antwort. Diesem „Nein“ schließen sich im Wesentlichen auch die meisten Politologen an. Von dieser Regierung seien keine großen Würfe, sondern nur noch „Kleinigkeiten“ zu erwarten, sind sich etwa die Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle und der Politikberater Thomas Hofer einig. Und das soll diese Koalition bis in den Herbst 2024 bis zum regulären Wahltermin tragen? Oh Schreck! Der Schrecken vor dem Absturz bei Neuwahlen - das ist fast schon der einzige, aber gut nachvollziehbare Kitt innerhalb dieser türkis/schwarz-grünen Koalition.
Uncoole Lehrer. Dabei wäre so viel zu erledigen in diesem Land. Das Klimaschutzgesetz ist seit 900 Tagen ausständig. Die Schaffung eines Bundesstaatsanwalts dürfte in dieser Legislaturperiode nicht mehr kommen, wie in Regierungskreisen hinter vorgehaltener Hand zu hören ist. Mit der Inflationsbekämpfung kommt die Regierung auch kaum zurande. Und erst recht offen bleiben wird die Dauerbaustelle Bildung, an der sich schon die Vorgängerregierungen die Zähne ausgebissen haben. Bestenfalls Mittelmaß haben unsere Schulen noch zu bieten - bei weiter fallender Tendenz. In der heutigen „Krone“ berichten wir über diese Entwicklung. Und über Ex-Red-Bull-Manager Manfred Hückel, den es in den Bildungsbereich gezogen hat. Nun hat er ein Buch geschrieben und warnt darin vor dieser Mittelmäßigkeit unserer Schulen. Hückel: „Zwei Drittel sind mit dem Bildungssystem unzufrieden, dennoch ist eine Schulreform nicht in Sicht“. Schüler würden zu wenig in ihren Stärken gefördert werden. Er fordert eine „Reform von unten“, mit coolen Lehrern, solchen mit Leidenschaft für den Unterricht und das Arbeiten mit Kindern. Ja, da hat er sicher recht. Aber wo sind sie, diese „coolen Lehrer“? Vielen wurde vom frustrierenden Alltag die einst vorhandene „Coolness“ ausgetrieben, manche hatten sie nie und immerhin einige können sich den Esprit schließlich doch noch erhalten. Aber alles in allem: Wenn es mit unserem Bildungswesen so weitergeht, dann geht die Gesellschaft höchst „uncoolen“ Zeiten entgegen.
Kommen Sie gut durch den Donnerstag!
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