Ein Drittel betroffen?

Expertin zu Männergewalt-Studie: „Rückschritt“

Steiermark
12.06.2023 13:00

Eine Umfrage aus Deutschland sorgt für Schlagzeilen. Ein Drittel der Männer findet es demnach in Ordnung, wenn beim Streit mit der Partnerin die Hand ausrutscht. Auch eine österreichische Gewaltschutz-Expertin und ein Experte beklagen einen Rückschritt.

Ein Drittel der jungen Männer bis 35 Jahre in Deutschland fände es in Ordnung, „wenn ihm bei einem Streit mit der Partnerin gelegentlich die Hand ausrutscht“. Die Umfrage der Kinderhilfsorganisation Plan International sorgt derzeit für Schlagzeilen. Aber sind die Zahlen realistisch und gelten sie auch für Österreich und die Steiermark?

Laut der Statistik Austria aus 2022 haben rund 33 Prozent der Steirerinnen im Laufe ihres Lebens einmal körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. „Insofern ist die Dimension plausibel“, sagt Psychologe Christian Scambor von der Männerberatung Graz. „Fragt man allerdings nur nach den letzten zwölf Monaten, wurde nur ein Prozent Opfer von Gewalt.“

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Wenn man die Partnerin mal geschlagen hat, dann justiert man die Einstellungen nach, um sich zu rechtfertigen. Wir sagen dann: Du lügst dich selbst an!

Christian Scambor

Die Kombination aus der Unfähigkeit zu Streiten und Dominanz-Anspruch führe dazu, dass Männer zuschlagen, sagt Scambor - und warnt vor einer „Kulturalisierung häuslicher Gewalt“: „Die Realität ist, dass sie überall vorkommt, nicht nur in Familien mit Migrationshintergrund.“ 20 Prozent der Klienten der Männerberatung seien keine Österreicher.

Die umstrittene Studie

  • Die Studie “Spannungsfeld Männlichkeit“ vom Kinderhilfswerk Plan International Deutschland zeigt ein extrem konservatives Weltbild vieler junger Männer.
  • 34 Prozent sind schon einmal handgreiflich gegenüber ihrer Partnerin geworden oder würden es in einer bestimmten Situation tun.
  • Für jeden dritten Mann (33 Prozent) ist es akzeptabel, wenn ihm bei einem Streit mit der Partnerin gelegentlich die Hand ausrutscht.
  • 52 Prozent der jungen Männer sehen ihre Rolle darin, im Beruf genug Geld zu verdienen. Für Hausarbeit ist ihrer Meinung nach vor allem die Partnerin zuständig.
  • Die Hälfte der Befragten (51 Prozent) ist der Überzeugung, sie sei schwach und angreifbar, wenn sie Gefühle zeigt.
  • In der Umfrage wurden 1000 Männer online befragt. Die Autoren behaupten, die Zahlen seien repräsentativ, allerdings gibt es darüber Diskussionen.

Gosch: „Burschen profitieren auch von Gleichstellung“
Michaela Gosch, Chefin der steirischen Frauenhäuser, zeigte sich von den Umfrage-Ergebnissen geschockt. „Man hat viel in der Mädchenarbeit getan, aber verabsäumt, den Buben zu zeigen, wie sie von Gleichstellung profitieren.“ Männer tun sich auch selbst mehr Gewalt an, sind eher von Suizid betroffen. Dabei wüsste man: „Je gleichberechtigter die Beziehung, desto glücklicher und zufriedener sind die Menschen.“

Vor allem bei der „Generation TikTok“ beobachtet Gosch einen Backlash. „Bei Männern und bei Frauen. Die Sicherheit, die traditionelle Rollenbilder versprechen, ist aber nur eine vermeintliche.“

Abhängigkeit ist „Nährboden für Gewalt“
Als Frau von einem Mann abhängig zu sein sei ein „Nährboden für Gewalt“ - alleine die Frauen-Teilzeitquote von rund 50 Prozent in Österreich zeigt aber, dass „das Machtverhältnis in vielen Beziehungen in Österreich noch immer verschoben ist“, sagt Gosch.

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