"Opfer glaubwürdig"

2 junge Männer mit HIV infiziert: 3 Jahre Haft

Wien
04.11.2011 15:20
Ein 35-jähriger Mann, der in der Bundeshauptstadt zwei junge Burschen wissentlich mit dem HI-Virus infiziert hatte, ist am Freitag im Wiener Straflandesgericht wegen Körperverletzung mit schweren Dauerfolgen zu drei Jahren unbedingter Haft verurteilt worden. Außerdem muss er beiden Opfern 5.600 bzw. 4.800 Euro finanzielle Wiedergutmachung leisten. Das Urteil ist nicht rechtskräftig - sowohl Verteidiger als auch Staatsanwältin, der die Strafe zu gering war, kündigten Berufung an.

Richterin Bettina Körber zeigte sich davon überzeugt, dass ein 20-Jähriger sich - wie von der Anklage angenommen - bei seinem "ersten Mal" beim 35-Jährigen, der seit mehreren Jahren HIV-positiv ist, angesteckt hatte. Der Angeklagte soll dem Burschen seine Erkrankung verschwiegen haben, als er ihn im November 2009 von einer Szene-Bar mit nach Hause nahm und dort ungeschützten Sex praktizierte.

Opfer: "Womit hab' ich das verdient?"
Rund einen Monat später traten beim 20-Jährigen erste Symptome auf, die auf eine HIV-Erkrankung hinwiesen, denen er allerdings noch keine Bedeutung beimaß. Erst ein paar Monate später brachte ein Aids-Test Klarheit. "Es war ein Schock. Vor allem auch für meine Mutter und meine 17-jährige Schwester. Womit hab' ich das verdient? Ich hab' nie wem was gemacht, war immer nett und freundlich", hatte der Mann in der Verhandlung als Zeuge zu Protokoll gegeben.

Der Angeklagte hatte die gegen ihn gerichteten Vorwürfe vehement bestritten. Beim 20-Jährigen habe er ein Kondom verwendet und im zweiten Fall, der sich laut Anklage nur wenige Monate später zutrug, sei das vorgebliche Opfer zum Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs bereits selbst HIV-positiv gewesen, weshalb man einvernehmlich auf Schutzmaßnahmen verzichtet habe.

Richterin befand beide Opfer als "sehr glaubwürdig"
Die Richterin schenkte aber auch in diesem Fall der gegenteiligen Aussage des Zeugen Glauben, zumal Gerichtsmediziner Christian Reiter und der auf HIV spezialisierte Lungenfacharzt Norbert Vetter nachweisen konnten, dass die HIV-Cluster (eine Art Fingerabdruck des Virus) der beiden erkrankten jungen Männer mit jenem des Angeklagten weitgehend übereinstimmen. "Die Opfer waren sehr glaubwürdig", befand Körber, während sie dem Angeklagten "einen besonderen Handlungs- und Gesinnungsunwert" bescheinigte.

Die Strafe müsse deswegen streng ausfallen, "weil diese Krankheit zwei junge Menschen ihr Leben lang begleiten wird". Selbst wenn die Erkrankung noch nicht im vollen Umfang ausgebrochen sei, "ist sie mit nicht unbeträchtlichen Nebenfolgen und einer gewissen Stigmatisierung verbunden", gab die Richterin in der Urteilsbegründung zu bedenken.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Wien Wetter
Kostenlose Spiele
Vorteilswelt