Raketenangriffe

Israel: Tote und Verletzte bei neuer Welle der Gewalt

Ausland
30.10.2011 09:35
In einer neuen Welle der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern sind am Wochenende zahlreiche Menschen getötet und verletzt worden. Auch in der Nacht auf Sonntag gingen die Raketenangriffe auf Israel weiter. Eine israelische Armeesprecherin teilte mit, seit Mitternacht seien zehn weitere Geschoße auf Israel abgefeuert worden. Zwei davon seien von einem Raketenabwehrsystem abgefangen worden. Die israelische Luftwaffe habe als Reaktion auf die andauernden Angriffe sechs Ziele im Gazastreifen bombardiert.

Die palästinensischen Raketenangriffe hatten sich nach einem Angriff der israelischen Luftwaffe auf ein Trainingslager der Al-Quds-Brigaden, dem bewaffneten Arm der militanten Organisation Islamischer Jihad, am Samstag deutlich verstärkt. Dabei wurden nach neusten Angaben neun Kämpfer getötet, darunter auch das ranghohe Al-Quds-Mitglied Ahmed Sheik Khalil. Drei weitere Menschen wurden verletzt.

Daraufhin schossen die Al-Quds-Brigaden nach eigenen Angaben mehrere Grad-Raketen russischer Bauart auf Israel ab. Nach israelischer Zählung waren es 20 Raketen und Granaten. In der Stadt Ashkelon wurde ein Wohnhaus getroffen, und ein Mann wurde so schwer verletzt, dass er bald darauf im Krankenhaus starb. Außenminister Avigdor Lieberman warnte vor ernsthaften Konsequenzen, wenn der Beschuss aus dem Gazastreifen nicht beendet werde.

Leer stehende Schule getroffen
In der Hafenstadt Ashdod wurde eine am Samstag leer stehende Schule getroffen. Im Fernsehen war der Krater auf dem Schulhof mit einem Durchmesser von etwa zwei Metern und einer Tiefe von einem Meter zu sehen. Auch ein mehrstöckiges Wohnhaus wurde getroffen. Autos standen in Flammen. Ein Treffer wurde auch aus Gan Yavne bei Ashdod gemeldet. Die anderen Raketen und Granaten explodierten in offenem Gelände.

Die israelische Luftwaffe antwortete mit zwei weiteren Angriffen. Dabei starben im Süden des Gebiets zwischen Israel und Ägypten zwei Menschen - nach Angaben des israelischen Militärs waren sie kurz davor, Raketen auf Israel abzuschießen. Die Streitkräfte verbreiteten ein kurzes Video, das von einem Flugzeug aus aufgenommen war. Darauf sind mehrere Männer zu sehen, die lange schwarze Rohre aus einem Lieferwagen zu einer Sandgrube tragen.

Schulen bleiben geschlossen
In zahlreichen israelischen Städten wurde angeordnet, dass die Schulen am Sonntag, dem ersten Arbeitstag der jüdischen Woche, geschlossen bleiben. Größere Veranstaltungen wurden abgesagt, darunter in der Wüstenstadt Beersheva auch eine für Samstagabend geplante Kundgebung als Teil neuer, landesweiter Proteste für mehr soziale Gerechtigkeit.

Augenzeugen in Gaza berichteten auch von einer heftigen Explosion im Norden des Gebiets am Mittelmeer. Im Süden gab es bei einem zweiten israelischen Angriff unbestätigten Angaben zufolge einen weiteren Toten und zehn Verletzte. Unklar war, warum das neu installierte Raketenabwehrsystem der Israelis offenbar versagte.

Das israelische Militär teilte mit, der erste Angriff in Rafah mit fünf Toten habe einer Terrorgruppe gegolten, die schon am vergangenen Mittwoch eine Grad-Rakete auf Israel abgefeuert hatte. Im Augenblick des Luftschlages seien die Angreifer gerade dabei gewesen, weitere Raketen abzufeuern. Die Grad-Raketen sind in Israel gefürchteter als die im Gazastreifen selbst gebauten Kleinraketen, die normalerweise auf Israel abgeschossen werden. Die Raketenwerfer russischer Bauart haben eine größere Reichweite und einen stärkeren Sprengkopf.

Lage "sehr beunruhigend"
Lieberman sagte bei einem Besuch in Bosnien, Israel suche keine Konfrontation mit den Palästinensern und wolle die aktuelle Situation nicht noch weiter "eskalieren" lassen. Sein Land könne die palästinensischen Raketenangriffe aber nicht ohne Vergeltungsmaßnahmen "tolerieren", wurde er in der Zeitung "Haaretz" zitiert. Ein Sprecher des UNO-Sonderkoordinators für den Nahen Osten, Robert Serry, rief alle Seiten zu Zurückhaltung auf. Die jüngste Eskalation der Lage sei "sehr beunruhigend".

Palästinenser wollen Waffenstillstand
Die Palästinenser kündigten am frühen Sonntagmorgen die Rückkehr zum Waffenstillstand an. Aus Kreisen der im Gazastreifen regierenden radikal-islamischen Hamas und des Islamischen Jihads hieß es, man wolle die Waffen ab 6.00 Uhr Ortszeit 05.00 Uhr MEZ) ruhen lassen. Einem Palästinenser zufolge, der anonym bleiben wollte, kam die Vereinbarung durch ägyptische Vermittler zustande. Vertreter des ägyptischen Geheimdienstes hätten sich um den Waffenstillstand bemüht.

Israel erhöhte angesichts des Beschusses sein Alarmniveau auf die zweithöchste Stufe. Nach Angaben von Medizinern und Polizei wurden vier Menschen in Israel durch die neuen Angriffe verletzt. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklärte, die "harte Reaktion der Armee wird, wenn nötig, noch härter sein".

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