Wer arm ist, solle arbeiten gehen, weniger heizen, nicht mehr auf Urlaub fahren oder - statt warm zu kochen - eben auch einmal ein Butterbrot essen. Viele zynische Allgemeinplätze waren in den vergangenen Tagen zu hören und zu lesen: In Internetforen, aber auch - wenn nicht ganz so spitz formuliert - von Politikern. „Jetzt ist's aber genug mit der ganzen Armut, bitte das nächste Thema“, hofft man bei den Lösungslosen Entscheidungsträgern wohl auf neue Schlagzeilen. Allein: Es sind keine Schlagzeilen. Es sind Menschen, um die es geht. 1,5 Millionen Menschen, die in Österreich armuts- oder ausgrenzungsgefährdet sind. Und die nicht einfach weniger heizen, essen, urlauben oder faulenzen können, um es nicht mehr zu sein. Sie sind arm, weil das System sie benachteiligt: Je geringer die Haushaltseinkommen, desto höher der Anteil von Wohnen, Energie und Lebensmitteln am Haushaltsbudget, analysiert Politik-Redakteurin Petja Mladenova in der heutigen „Krone“. Genau diese drei Posten sind von der Inflation am stärksten betroffen. Und, weil ihnen auch die Klimakrise mehr zu schaffen macht. Klingt komisch? Ist aber so: Umweltbelastungen wie Luftverschmutzung, Hitze, Überschwemmungen und Dürre haben mehr Einfluss auf Bedürftige als auf Gutverdiener. Die Lösung? Ein einkommensabhängiger Ökobonus, so die Armutskonferenz. Er soll aus einem Ökobonus, einem Heizkostenzuschuss für einkommensarme Personen und einem Kinderzuschlag bestehen und könne, so die Rechnung der Experten, den Anteil der von Armutsgefährdung betroffenen Haushalte um rund 28 Prozent senken. Ein Viertel weniger Armut. Noch lange nicht genug. Aber ein Anfang.
Bescheidener solle man also werden, um Armut zu vermeiden. Bescheiden war auch das Wissen der Grünen Klubobfrau Sigrid Maurer in der sonntäglichen ORF-Pressestunde. Und zwar bei den Ideen ihrer Partei zur Linderung der Not. „Niemand kann erklären, warum bei uns die Preise so hoch sind im Vergleich zu anderen Ländern“, so die Chefstrategin des kleinen Regierungspartners. „Viel mehr muss man über Nichtwissen nicht wissen“, kommentiert „Krone“-Politikexperte Claus Pándi Maurers Auftritt und weiter: „Es ist schon deprimierend, wie schwach die Antworten der Koalition auf die akuten Fragen der Gegenwart sind.“ Lösungen zur Armut oder keine - so oder so seien die Grünen, das betonte Maurer, „wild entschlossen“, weiterzuregieren. Ja, Bescheidenheit ist eine Zier, ihr Gegenteil: Geltungssucht. (ts)
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