Der Fall sorgte im Jänner für internationales Aufsehen: Ein Mann verschanzte sich in Niederösterreich mit seiner Frau und sechs kleinen Kindern in einem umgebauten Kellergewölbe. Als Gemeindebedienstete Nachschau halten wollten, attackierte sie der 54-Jährige mit einem Pfefferspray, weshalb er nun in Korneuburg angeklagt war. Weil er samt Familie ausgewandert sei, kam er nicht zum Prozess. Die Medienvertreter bekamen ihn trotzdem zu Gesicht.
Einer Filmszene gleichen die Geschehnisse in einer Kellergasse in Obritz im Bezirk Hollabrunn (NÖ) am 26. Jänner. Ein Sozialarbeiter von der örtlichen Kinder- und Jugendhilfe und ein Gemeindebediensteter laufen durch die engen, rutschigen Wege zwischen den Presshäusern, halten sich dabei die Hände auf das schmerzende Gesicht. Verfolgt werden sie von Herrn L., einem 54-jährigen Mann, der einen Pfefferspray in der Hand hält. Mehrmals stürzen die beiden Männer auf der Flucht, ehe der Angreifer abrückt.
Fünf Keller gekauft und umgebaut
Die Pfeffersprayattacke führte nun zur Anklage des Herrn L., internationales Aufsehen erregte im Winter aber auch die Hintergründe des Falls. Denn Herr L. hatte fünf Keller in der Gemeinde gekauft und umgebaut. Danach verschanzte er sich dort mit seiner 40-jährigen Frau und seinen sechs Kindern, alle unter sechs Jahre alt. Die angegriffenen Männer hätten damals Nachschau halten sollen, da es illegal sei, in den Kellern zu wohnen.
Die Tür zur Kellergasse war zugemauert, auch die Fenster. Auf der Seite war eine neue Tür gebaut, diese von einem Zaun ohne Tür gesichert.
Der Sozialarbeiter erinnert sich an den Einsatz.
Pfefferspray-Auslöser mehrfach gedrückt
„Die Tür zur Kellergasse war zugemauert, auch die Fenster. Auf der Seite war eine neue Tür gebaut, diese von einem Zaun ohne Tür gesichert“, erinnert sich der Sozialarbeiter. „Aus dem Inneren hörten wir Kinderstimmen.“ Sie riefen den Namen des im Gewölbekellers mit den Kindern verschanzten Mannes, der schließlich auch vor die Türe trat, die Nachschau aber vehement ablehnte. Nach einem Wortwechsel drückte er mehrmals den Auslöser des Pfeffersprays und verletzte die Beamten.
Familie angeblich ausgewandert
Zur Verhandlung erschien Herr L. nicht. Er sei vor wenigen Wochen samt Familie ausgewandert und die Reise „mit Jet, Helikopter und Fluglinien“ wäre nicht finanzierbar gewesen, ließ er den zuständigen Richter im Landesgericht Korneuburg wissen. Seine Anwältin Astrid Wagner räumt ein: „Mein Mandant sieht ein, dass er überschießend gehandelt hat. Er sah sich in einer Art Notwehrsituation.“
Urteil: Zehn Monate bedingt
Seine Weltansicht bringt auch ein Schreiben an den Richter zum Ausdruck, in dem er einen der beiden Männer stets als „der Nasenringträger mit wirren Haaren“ anspricht. Den anderen bezeichnet er als „der Fremde“. Herr Rat spricht den bisher unbescholtenen Herrn L. schuldig wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt und schwerer Körperverletzung - zehn Monate bedingt. Die Verteidigerin (siehe Video oben) ist nach der Urteilsverkündung via SMS in direktem Kontakt mit dem Angeklagten, der ihr prompt antwortete, das Urteil anzunehmen.
Im Anschluss an die Verhandlung nimmt der Verurteile vor den Journalisten auch via Video-Whats-App Stellung.
Auch Waffen im Keller sichergestellt
Wie ging die filmereife Szene mit dem mutmaßlichen Staatsverweigerer am 26. Jänner weiter: Polizei und Rettungskräfte rückten an. Im Keller wurden mehrere Waffen sichergestellt, darunter eine Armbrust. Den Kindern ist es aber offenbar stets gut gegangen. Hier ist kein Verfahren mehr anhängig.
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