IS-Terrorvorwürfe

Zwei Jahre Haft für Luca K.: „IS war wie Droge“

Gericht
25.07.2025 12:45

Der nächste Prozess gegen einen IS-Anhänger aus dem Umfeld des vereitelten Swift-Attentats: Der 18-jährige Luca K. musste sich am Freitag wegen Terrorvorwürfen im Landesgericht Wiener Neustadt verantworten. Trotz Geständnis meinte er: „Insgeheim habe ich den IS nie gut gefunden.“ Den Schöffensenat überzeugt er nicht: Zwei Jahren Haft – nicht rechtskräftig.

„Bleib‘ stabil!“, rufen Freunde und Familie von Luca K. ihm unter anderem zu, als er von mehreren schwer bewaffneten Justizwachebeamten im Landesgericht Wiener Neustadt (NÖ) in den Verhandlungssaal geführt wird. Wie schon bei seinen letzten Gerichtsauftritten in Wien lächelt er in die Kameras der Medienvertreter. Dabei sind die Vorwürfe ernst: Es geht um terroristische Vereinigung und kriminelle Organisation.

Dunstkreis von vereiteltem Swift-Attentat
Von Anfang 2024 bis 15. Juli 2024 teilte der 18-Jährige IS-Propaganda, leistete einen Treueschwur auf die Terrororganisation und bewegte sich in schwer radikalisierten Kreisen. „Einer davon ist der abgesondert verfolgte Beschuldigte, der mutmaßlich einen Terroranschlag auf ein im letzten Jahr angesetztes Konzert von Taylor Swift geplant haben soll“, erklärt der Staatsanwalt dem Jugendschöffensenat.

Der 18-jährige angeklagte Terrorverdächtige wird schwer bewacht vorgeführt.
Der 18-jährige angeklagte Terrorverdächtige wird schwer bewacht vorgeführt.(Bild: APA/HANS KLAUS TECHT)

Nach Tod von Großeltern radikalisiert
In diese mutmaßlichen Terrorpläne ist Luca K. laut Anklage jedoch nicht involviert. Auch wenn er als Angestellter bei den Aufbauarbeiten des Konzertes geholfen hat, konnten keine weiteren Anhaltspunkte einer Beitragstäterschaft gefunden werden. Trotzdem: „Er ist ein trauriges Beispiel für die in Österreich stattfindende Radikalisierung.“

Sein Verteidiger Michael Dohr nimmt in seinem Eröffnungsplädoyer vorweg: „Er ist im Jahr 2024 total da hineingerutscht, weil beide seine Großeltern leider gestorben sind. Er wird erklären, wie man mit 16 Jahren eine radikale Gesinnung quasi inhalieren kann.“ 

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Insgeheim hab‘ ich den IS nie gut gefunden. Ich hab‘ mich verstellt.

Luca K. in seinem Terrorprozess

Begonnen hätte sein Interesse am Islam im Jahr 2022 – bis dorthin wuchs der Niederösterreicher ohne Bekenntnis auf. Da ging er das erste Mal in eine Moschee, konvertierte auch zum Islam. Zum IS kam er dann über TikTok, gefestigt wurde seine radikale Gesinnung dann durch sein Umfeld. „Insgeheim hab' ich den IS nie gut gefunden. Ich hab' mich verstellt“, versucht Luca K. vor Gericht zu überzeugen.

IS-Größen verherrlicht und Treueschwur
Die Handyauswertungen sagen aber etwas anderes: Verherrlichungen von Terror-Größen, Videos von Hinrichtungen und befehlerische Chats mit seiner Freundin wurden gefunden. Seinem Anwalt Dohr erklärte er im Vorfeld: „Der IS war für mich wie eine Droge.“

Anwalt Michael Dohr verteidigt den Angeklagten.
Anwalt Michael Dohr verteidigt den Angeklagten.(Bild: krone.tv)

„Ich wollte dazugehören. Wenn ich jetzt zurückschaue, denke ich mir, wie konnte ich nur so dumm sein. Es war einfach der Gruppenzwang“, meint der 18-Jährige. Dabei war er es, der dem mutmaßlichen Swift-Anschlagsplaner gesagt hat, er dürfe nicht mehr liberale Moscheen besuchen.

Jetzt hätte sich jedoch alles geändert: „In einem Jahr in Haft hat man viel Zeit nachzudenken“, so der Niederösterreicher. In dieser Zeit hatte er auch mehrere Auftritte vor Gericht: Mitte Mai wurde der Angeklagte in Wien verurteilt, weil er als Sittenwächter einem Jugendlichen eine Abreibung verpasst hat. Ende Juni trat er als Zeuge im Terror-Prozess gegen einen 16-Jährigen auf. Mit ihm zusammen habe Luca K. den Treueschwur auf den IS geleistet. Das streitet der Niederösterreicher aber ab. Der damals angeklagte Jugendliche wurde deswegen jedoch verurteilt.

Noch 17 Monate in Haft
Und wie soll es jetzt weitergehen? „Ich will als normaler Moslem leben, der keine Probleme macht. Mit meiner Freundin und meiner vier Monate alten Tochter. Ich will arbeiten und vielleicht einmal ein Haus kaufen.“ Davor muss Luca K. nun aber eine zweijährige Gefängnisstrafe absitzen – das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die elf Monate, die er bereits in U-Haft sitzt – er wurde zwei Tage vor dem Konzert im August 2024 festgenommen – werden ihm darauf angerechnet. Dafür wird aber eine vier Monate bedingte Haftstrafe aus dem Sittenwächter-Prozess widerrufen. In Haft muss er also maximal noch 17 Monate bleiben. Ob er die vollständig absitzt, bleibt offen ...

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