Wiener Studie

Auch in Afrika erkennen Menschen in Autos Gesichter

Wissenschaft
21.10.2011 15:32
Wie Wissenschaftler der Universität Wien schon vor einigen Jahren herausgefunden haben, sehen Menschen in Autos Gesichter und schreiben ihnen menschliche Eigenschaften wie kindlich bzw. erwachsen oder weiblich bzw. männlich zu. Um zu klären, ob diese in Österreich erzielten Ergebnisse nicht durch Autowerbung, Marken-Stereotype oder Filme beeinflusst sind, haben die Forscher ihre Erhebungen nun in Äthiopien wiederholt und dabei hohe Übereinstimmungen erzielt.

In ihrer ursprünglichen Studie hatten die Wissenschaftler gezeigt, dass rund ein Drittel aller Befragten mindestens 90 Prozent der präsentierten Fahrzeug-Fronten mit einem Gesicht assoziieren. Da werden Scheinwerfer zu Augen, Rückspiegel zu Ohren, Windschutzscheiben zur Stirn, der Kühlergrill zur Nase und Lüftungsschlitze zu Lippen.

Doch in Österreich und allen anderen Industrienationen sind die Menschen nicht nur von Filmen mit sprechenden Autos - vom tollen Käfer "Herbie" bis zu "Lightning McQueen" in Disneys "Cars" - beeinflusst. Sie sind auch von Autowerbung umgeben, die vor allem die Wahrnehmung bestimmter Automarken verändern kann. Weil das die Studienergebnisse beeinflussen könnte, haben die Wissenschaftler ihre Untersuchungen nun auch im ländlichen Äthiopien durchgeführt, wo es kaum Werbung und nur wenige Pkws gibt.

Hohe interkulturelle Übereinstimmung
"Dabei zeigte sich eine hohe interkulturelle Übereinstimmung in der Beurteilung der Fahrzeuge", erklärte Studienautorin Sonja Windhager vom Department of Anthropology der Uni Wien. Es gebe kaum Unterschiede zwischen den beiden Kulturen, hier wie dort würden die "Gesichter" der Autos sehr ähnlich wie menschliche Antlitze beurteilt.

Autos mit schmalen, weit auseinanderliegenden Scheinwerfern und kleinen Windschutzscheiben werden in beiden Ländern als "männlich", "erwachsen" und "dominant" gesehen, genau wie breitere menschliche Gesichter mit kleineren Augen und Stirn eher maskulin eingeschätzt werden.

Erkennung von Gesichtern evolutionär veranlagt
"Die Studie belegt einmal mehr, dass Menschen offenbar evolutionär veranlagt sind, überall Gesichter zu erkennen - in Wolken, Steinen und selbst in Autos", so Windhager. Dies könnte von Vorteil sein, etwa wenn man ein Raubtier oder einen Feind rechtzeitig erkannt hat. Lag man falsch, ist nicht viel verloren. "Hält man einen Bären für einen Stein, kann das tödlich sein, während umgekehrt nicht viel passiert", so die Wissenschaftlerin. Die Ergebnisse der Studie, die im Fachmagazin "Evolution and Human Behavior" veröffentlicht wurden, würden zudem zeigen, dass die Art, wie Menschen Gesichter wahrnehmen, universell ist.

In weiterführenden Studien wollen die Wissenschaftler herausfinden, ob das Design eines Autos den Fahrstil bzw. das Verhalten von Fußgängern beeinflusst. Zudem interessiert die Forscher, ob die Fahrzeug-Fronten Einfluss auf das Kaufverhalten haben.

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