Live in Wien und Graz

Mick Harvey: Nick Caves Arrangeur gibt Konzerte

Er gründete mit Nick Cave die Bad Seeds, fungiert als musikalischer Arrangeur für die große PJ Harvey und hat die australische Musikszene nachhaltig revolutioniert: nun kommt der große Mick Harvey mit der mexikanischen Sängerin Amanda Acevedo für zwei Konzerte nach Österreich.

Vielleicht lag es an der strengen Disziplin der Kirche, dass aus Mick Harvey ein so verlässlicher wie hart arbeitender Musiker wurde, der den Terminus „Indie“ wie kein Zweiter prägte, aber stets im Hintergrund blieb. Harveys Vater war Pfarrer der „Church Of England“ in der australischen Metropole Melbourne und führte denn kleinen Mick in den Kirchenchor ein. In den frühen 70er-Jahren traf er auf der Caulfield Grammar Privatschule auf den so rastlosen wie von sich überzeugten Nick Cave und gründete mit ihm The Boys Next Doors. Zuerst spielte man Cover-Versionen auf Schulpartys, wenig später probierte man sich an eigenen New-Wave-Songs aus, die anno 1976 direkt von der britischen Punk-Welle inspiriert wurden. Mit seinem stark von den Stooges und The Jam beeinflussten Gitarrenspiel weckte er Koalas und Kängurus aus ihrer friedlichen Lethargie.

Einsatz bis zur Implosion
1980 übersiedelte der Tross nach England, benannte sich um in das griffigere The Birthday Party um und mäanderte musikalisch zwischen Revolution und Destruktion. Während Cave das pure Leben der Musik vorzieht, sorgt der stille Harvey für das Songwriting, dass die Combo 1982 dann in West-Berlin implodiert, war fast zu erwarten. Mit seinem alten Freund Simon Bonney findet Harvey bei der Reanimation der kultigen Crime & The City Solution schnell eine neue musikalische Heimat, bis Harvey mit Nick Cave 1983 schlussendlich die famosen Bad Seeds ins Leben rufen sollte. Die künstlerische und auch freundschaftliche Beziehung sollte 36 Jahre halten und zu einer Weltkarriere im artifiziellen Indie-Segment gedeihen.

Dass es 2009 zum Bruch zwischen den beiden genialen Musikern kam, lag an mehreren Faktoren. Harvey war mit dem Zusammensetzen und Arrangieren der Songs nicht mehr happy, sah sich zu sehr als Bandmanager denn als Musiker und wollte schlichtweg mehr Zeit für seine Familie haben. Während Caves musikalische Ausrichtung sich deutlich änderte, hatte Harvey keine Probleme, von dort weg anzuknüpfen. Er begeisterte als musikalischer Arrangeur von PJ Harvey, spielte spaßigen Retro-Rock mit seiner Hobby-Combo The Wallbangers und arbeitete als Produzent und Musiker erfolgreich mit Australiens Creme de la Creme der Indie-Musikszene zusammen. Daneben fand der heute 64-Jährige auch immer ausreichend Zeit, um seinen Sologelüsten zu frönen.

Magische Arbeitsbeziehung
Auf Tour mit PJ Harvey lernte Mick Harvey vor einigen Jahren die mexikanische Sängerin Amanda Acevedo kennen. Quer über die Kontinente und Ozeane hinweg begannen die beiden 2021 musikalische Ideen auszutauschen und zu singen. „Nach und nach entwickelte sich das Gefühl, dass dies ein wichtiges Projekt sein könnte“, erzählt Harvey, „und so wurde es unversehens zu unserem Hauptthema für die nächsten 18 Monate.“ Mit „Phantasmagoria In Blue“ erscheint Anfang September ein Album, die im Duett gesungenen alten Stücke präsentieren die beiden mit Band aber vorher auch schon live in Wien und Graz. Langsam, folkig, gediegen und wunderschön.

Live in Wien und Graz
Mick Harvey und Amanda Acevedo sind am 6. Mai im Wiener Porgy & Bess und am 8. Mai im Grazer ppc zu sehen. Unter www.porgy.at und www.popculture.at gibt es noch Karten und weitere Informationen zu diesem Frühlings-Konzerthighlight.