Gleich mehrere Wander-und Spazierrouten führen zum einzigen See im Großen Walsertal. Dort stehen die Zeichen trotz kühler Temperaturen bereits auf Frühling.
Eine Wanderung zum Seewaldsee im Großen Walsertal lohnt sich bei jedem Wetter. Das Gewässer ist über verschiedenste Routen zu erreichen. Die direkteste startet an der Busstation „Säge“ in der Gemeinde Fontanella. Der Name leitet sich von „fontana“ ab, was Brunnen bedeutet. Von der Haltestelle geht es der einspurigen Straße folgend über Garlitt in knapp einer Stunde bis zum Ziel. Man kann die Tour aber auch von Faschina aus gehen. Dort startet der Weg bei der schön gelegenen St. Anna Kapelle. Josef Hartmann ließ den kleinen Sakralbau um 1700 errichten. Der gebürtige Walser (1662 bis 1732) studierte bei den Jesuiten in Feldkirch und erwarb sich so das Doktorat. Schließlich übersiedelte Hartmann nach Wien, wo er sich vom Gerichtsschreiber bis zum Richter und Stadtrat emporarbeitete. Von 1717 bis 1720 sowie von 1725 bis 1727 amtierte der Vorarlberger sogar als Bürgermeister der Stadt Wien.
Wie durch ein Wunder lichtete sich der Nebel
Der Überlieferung zufolge verirrte sich Josef Hartmann am Faschinajoch im dichten Nebel einmal derart, dass er weder ein noch aus wusste. In seiner Not gelobte er eine Kapelle zu bauen, wenn ihm nur geholfen werde. Daraufhin soll sich der Nebel wie durch ein Wunder sofort aufgelöst und die Sicht auf den Weg freigegeben haben. Hartmann hielt sein Wort und ließ folglich das Kirchlein errichten. Eine Madonna mit Kind, der Walserpatron St. Nikolaus sowie St. Andreas zieren den Altar im Spät-Renaissance-Stil. Von der Kapelle folgt man der Beschilderung in Richtung Seewaldsee. Der Weg ist mit einer weiß roten Markierung versehen und mit eineinviertel Stunden angegeben. Diese Route ist sportlicher als jene Strecke, die in Fontanella startet.
Typ: Spaziergang (kinderwagentauglich) bis Wanderung (je nach Variante)
Dauer: von einer knappen Stunde bis gut eineinhalb Stunden
Startpunkt: je nach Variante - Fontanella, Buchboden oder Faschina
Ausrüstung: Schuhe mit guter Profilsohle, dem Wetter angepasste Kleidung
Einkehrmöglichkeiten: Alpenresort Walsertal und Dorfstübli in Fontanella, Hotel Kreuz in Sonntag-Buchboden, Café Pension Jäger in Buchboden sowie zahlreiche weitere Möglichkeiten in Damüls
Öffentl. Verkehrsmittel: Buslinie 570 ab Thüringen bis Fontanella oder Faschina bzw. Abzweigung nach Buchboden
Eine dritte Variante gibt es von Buchboden aus, Haltestelle Kirche. Von dort braucht man gut eineinhalb Stunden bis zum See. Das Gewässer liegt auf 1132 Metern Höhe und ist gegen Ende der letzten Eiszeit entstanden, als sich die Gletscher aus den Alptälern zurückzogen. Beim Seewaldsee handelt es sich um einen sogenannten Himmelsteich: Es gibt kaum oberflächige Zu- und Abflüsse, zudem erfolgt die Wasserversorgung hauptsächlich durch Niederschläge und eine Bodenquelle. Das West- und Ostufer des Sees bilden steile, bewaldete Hänge. Vorrangige Baumarten sind Grau-Erle, Berg-Ahorn, Esche und Schlucht-Weiden. Am flacheren und versumpften Nordufer gibt es einen breiten Schilfgürtel, hier gedeihen auch die in Vorarlberg potenziell gefährdeten Rispen-Seggen und Schnabel-Seggen, zwei Sauergrasgewächse.
Was knurrt denn da am Seeufer?
Der See ist nicht nur ein Landschaftsidyll, sondern auch als Lebensraum für Amphibien und Wasserinsekten von Bedeutung. Im März hat die Wanderzeit der Grasfrösche begonnen. Die Tiere sind vor allem im flacheren Teil des Sees anzutreffen und scheuen auch nicht davor zurück, über Eisschollen zu klettern, um ins Wasser zu gelangen. Nähert sich jemand dem Ufer, dann tauchen die gut getarnten Frösche schnell ab. Wer sie nicht zu Gesicht bekommt, der wird sie zumindest hören: die männlichen Grasfrösche geben gutturale, knurrende Geräusche von sich. Ein interessanter Fakt ist, dass Frösche keine Ohren haben - oder zumindest keine Hörmuschel: die Tiere nutzen ihre Mundhöhle als Resonanzraum und leiten Töne durch diese hindurch ins Innenohr weiter. Auf diese Weise können sie das Gequacke ihrer Artgenossen hören und so Revieransprüche klären und Weibchen anlocken. Vielstimmig ertönt daher das Froschkonzert am Ufer des Seewaldsees.
Die weiße Pestwurz gehört zur Familie der Korbblütler. Sie liebt schattige Standorte auf feuchten, schwach sauren bis neutralen, nährstoffreichen Böden. Im Mittelalter glaubte man, dass die Pflanze ein wirksames Mittel gegen die Pest sei - daher der Name Pestwurz. Die Blütezeit erstreckt sich von April bis Mai. In Österreich ist diese Art in allen Bundesländern häufig und auf allen Höhenlagen bis zu 2700 Metern zu finden.
Bei einer Umrundung des Gewässers stößt man zudem bereits auf die sattgelben Blütenköpfe der Sumpfdotterblume. Ihre Blütezeit erstreckt sie je nach Standort von März bis April beziehungsweise bis Juni. Manchmal kommt es noch zu einer schwächeren Zweitblüte, die bis Oktober dauern kann. Die Pflanze bietet Bestäubern reichlich Pollen und Nektar und wird daher gerne von Käfern, Fliegen und Bienen angesteuert. Sie ist neben der Pestwurz (siehe Pflanzenporträt) eine wichtige erste Nahrungsquelle für Insekten. Nach der Seerunde wählt man am besten den einfachen Weg zur Säge in Fontanella retour und nimmt von dort den Bus.
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