Eines der größten und schönsten Ostergräber Tirols in Schönberg wird nur alle vier Jahre aufgebaut. Heuer ist es wieder so weit. Die „Krone“ war dabei, als die fleißigen Helfer das eindrucksvolle Kunstwerk in der Pfarrkirche Stück für Stück zusammensetzten.
Es ist vollbracht! Nach drei arbeitsreichen Tagen und nach vier Jahren Pause steht es wieder: Das Ostergrab in der Pfarrkirche zum Heiligen Kreuz in Schönberg. Zehn Meter ragt das Kunstwerk gen Himmel, füllt den gesamten Altarraum. Gemalt von Kurator Johann Nepomuk Pfaundler. Der Geistliche mit Sinn für die schönen Künste und erstaunlichen Fertigkeiten in der Illusionsmalerei schuf um 1770 das Meisterwerk, das die Nachwelt zum Staunen bringt.
40 Leinwände auf einer riesigen Unterkonstruktion
112 Teile umfasst die Unterkonstruktion, auf die die 40 bemalten Leinwände aufgezogen werden. „Es ist jedes Mal wieder eine Herausforderung“, zeigt Andreas Eller auf das Gerippe aus Holz, das die Kulisse trägt. Sein Vater hat einst ein Modell der frei tragenden Konstruktion erstellt, damit die Helfer nach vier Jahren Pause nicht wieder ganz von vorne anfangen müssen. Und so hatten dieser Tage die „Grabbrüder“ von Schönberg eine Anleitung für ihr Puzzle. Es ist ein kniffliges Unterfangen, in zehn Metern Höhe die fragilen und kostbaren Leinwände zu befestigen. „Zum Stabilisieren spannen wir Seile“, verrät Eller einen Trick.
Ein Meisterwerk der Scheinarchitektur, bei dem die Grenzen zwischen Gemälde und Wirklichkeit verschwimmen.
Maria und Albin Steixner
Vier Ebenen mit einer bemerkenswerten Tiefe
Stück für Stück bekommt die Kulisse aus vier Bögen – sprich Ebenen – Kontur und bemerkenswerte Tiefe. Der Betrachter wird hineingezogen in die Passionsgeschichte. „Ein Meisterwerk der Scheinarchitektur, bei dem die Grenzen zwischen Gemälde und Wirklichkeit verschwimmen“, wissen Maria und Albin Steixner zu berichten. Sie bieten ab Gründonnerstag kurze Führungen an und lenken den Blick auf viele brillante Details.
Vier Liter Wasser passen in die größten Kugeln
Zum Beispiel auf die mundgeblasenen bunten Kugeln, die die Helferinnen um Margit Batkowski bedächtig verwalten und mit viel Gespür für Ästhetik nach historischer Vorlage verteilen. Insgesamt 103 Kugeln gilt es mit gefärbtem Wasser zu befüllen. „Vier Liter passen in die größten hinein“, erläutert Batkowski. Die Schönberger Frauen sind auch für den im wahrsten Wortsinn lebendigen Garten rund um das Heilige Grab verantwortlich. Es wächst und grünt vor dem in das Ensemble integrierten Springbrunnen, Symbol für den Quell des Lebens.
Nach drei Tagen Arbeit leuchten die Kugeln, blüht der Garten und sprudelt das Wasser – Special Effects, erdacht anno 1770. Visuelle Kunstgriffe, die auch im 21. Jahrhundert ihre Wirkung nicht verfehlen. Wenn Andreas Eller in der Osternacht in der Kulisse des Heiligen Grabes steht und mit einer Holzkurbel den Heiland in den Himmel auffahren lässt, dann wird in der Pfarrkirche Schönberg das Wunder von Ostern eindrucksvoll sichtbar.
Besichtigung des Heiligen Gabes in der Pfarrkirche Schönberg möglich von Gründonnerstag bis zum Weißen Sonntag (16.4.), 10 – 18 Uhr. Führungen nach Vereinbarung unter Tel. 0664/654 75 62 (Maria Steixner)
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