Iranische Hassrede

Ahmadinejad: “USA schuld an Hunger, Krieg und Krise”

Ausland
22.09.2011 22:10
Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad hat bei seinem Auftritt vor der UNO-Generalversammlung in New York wieder einmal in die Vollen gegriffen. Der für seine mehr als spitze Zunge bekannte Islamist schwang in selbst für seine Verhältnisse heftiger Manier anti-israelische und vor allem anti-amerikanische Tiraden: Wenige Tage nach dem zehnten Jahrestag zog er die Hintergründe der von Al-Kaida-Extremisten begangenen Anschläge vom 11. September 2001 in Zweifel und nannte die Anschlagsserie mit fast 3.000 Toten "mysteriös". Außerdem seien die USA verantwortlich für Wirtschaftskrise, Weltkriege und Hunger.

Ahmadinejad hatte schon wiederholt zur Zerstörung Israels aufgerufen, das er nur als "zionistisches Gebilde" bezeichnet. Diesmal warf er der "arroganten Macht" USA vor, "den Zionismus als heilige Ideologie" zu verherrlichen und all diejenigen mit Sanktionen und Krieg zu überziehen, die den Holocaust leugneten und die Anschläge des 11. September hinterfragten.

Ahmadinejad: "Wer wirft Bomben?"
Weiters stellte er minutenlang Fragen, die die Geschichte der letzten Jahrhunderte aus seiner Sicht umfassten: "Wer hat so viele Menschen aus Afrika verschleppt und den Kontinent kolonisiert? Wer hat den Ersten und Zweiten Weltkrieg ausgelöst, die Kriege in Korea und Vietnam und den Massenmord an den Palästinensern? Welches Land gibt 1.000 Milliarden Dollar für Rüstung aus, dominiert die Weltwirtschaft und ist für deren Krise verantwortlich? Wer wirft Bomben, versorgt aber nicht die Hungernden in Somalia? Kann die Blume der Demokratie aus den Raketen und Gewehren der NATO blühen?"

Ahmadinejad forderte den Westen zu Entschädigungszahlungen wegen der Sklaverei auf. "Sie unterstützen offiziell Rassismus", sagte Ahmadinejad. "Sie schwächen Länder durch militärische Interventionen und zerstören ihre Infrastruktur, um ihre Ressourcen zu plündern und sie von sich abhängig zu machen." Die, die sich "freiheitliche Demokratien nennen" bezeichnete er als "Wurzel des Bösen", als "Sklavenmeister und Kolonialherren von damals".

US-Delegation: "Verachtenswert"
Ahmadinejad habe die Chance gehabt, das Streben seiner Landsleute nach "Freiheit und Würde" anzusprechen, sagte der Sprecher der US-Delegation, Mark Kornblau. "Aber stattdessen hat er sich erneut abstoßenden antisemitischen Verunglimpfungen und verachtenswerten Verschwörungstheorien zugewendet."

Aus Protest gegen die Rede des iranischen Präsidenten hatten zunächst die amerikanische und kurz darauf auch die österreichische und zahlreiche weitere westliche Delegationen den Saal der Vollversammlung verlassen. Aus französischen Kreisen hieß es, die Europäer hätten sich im Voraus auf das Verlassen des Saales verständigt, sobald Ahmadinejad den Holocaust erwähne.

Cameron fordert härtere Gangart gegen Diktatoren
Großbritanniens Premierminister David Cameron forderte indes in seiner Rede vor der Vollversammlung eine härtere Gangart gegen Diktatoren. "Wir mögen Friedensverträge unterschreiben. Aber wenn wir tatenlos zusehen, wenn Menschen abgeschlachtet werden, was sind diese Unterschriften dann wert?", fragte Cameron. Die Vereinten Nationen müssten Gelegenheiten wie die Befreiungsbewegung in den arabischen Ländern nutzen. "Niemand sagt, dass das einfach ist. Aber es ist unsere Aufgabe."

Der "Arabische Frühling" sei die größte Befreiungsbewegung seit jener in Osteuropa 1989. "Das ist eine Herausforderung für alle, für Palästinenser und Israelis, wieder zu verhandeln und für Iran und Syrien, ihren Völkern endlich die Freiheit zu gewähren, auf die sie ein Recht haben." Es sei aber auch eine Herausforderung für die Vereinten Nationen, anders zu agieren und aktiver zu werden. "Dann können wir Demokratie und weltweites Wachstum schaffen, wenn wir die Gelegenheiten richtig nutzen.

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