NÖ-Regelung:

Steirischen Wirten schmeckt Schnitzelprämie nicht

Steiermark
22.03.2023 06:30

In Niederösterreich soll regionales Essen in Wirtshäusern gefördert werden. Hierzulande stößt das auf wenig Zustimmung.

Gasthäuser mit regionalem und traditionellem Speisenangebot sollen künftig einen finanziellen Bonus erhalten - mit diesem Rezept will die neue schwarz-blaue Landesregierung in Niederösterreich dem Wirte-Sterben Einhalt gebieten. Ein Lösungsansatz, der in der steirischen Gastronomie aber offenbar niemandem so recht schmecken will. Zumindest ist das der Grundtenor aus einem „Krone“-Rundruf bei weiß-grünen Gasthäusern.

„Grundsätzlich freut man sich als Gastronom natürlich über jede Förderung, aber das klingt für mich doch etwas seltsam“, findet etwa Isabella Edler. Ihr Glöcklbräu am Grazer Glockenspielplatz wäre mit seiner Karte nahezu prädestiniert für die niederösterreichische Förderung. "Aber soll jetzt jede Pizzeria einen Schweinsbraten auf ihre Karte aufnehmen? Das geht ja völlig am Ziel vorbei.“

Findet auch Christina Dow, die mit ihrer Pop-up-Bar Aperitivo seit mittlerweile zwei Jahren italienische Lebensfreude an die südsteirische Weinstraße bringt. „Sinnvoller wäre es aus meiner Sicht, die Herkunft der Produkte besser zu deklarieren und das zu fördern. Was hilft’s, wenn das Schwein fürs Schnitzerl aus Rumänien kommt?“

In die selbe Kerbe schlägt auch Hans Windisch vom Hügellandhof auf der Schemerlhöhe. Auch für ihn ist diese Förderung der falsche Ansatz: „Weil man einem Wirt nicht vorschreiben sollte, was er kocht. Kochen lebt ja von der Kreativität, und die wird so völlig untergraben. Außerdem, was will man damit erreichen?“

Fakt ist aber, dass sich auch in der Steiermark die Politik etwas überlegen müsste. Das Gasthaussterben ist nämlich viel mehr als nur ein Gefühl. Laut IWS-Studie sind in den letzten 20 Jahren hierzulande knapp 1000 traditionelle Gasthäuser von der Bildfläche verschwunden. „Die klassischen Dorfwirte werden weniger“, bestätigt auch WKO-Branchensprecher Klaus Friedl. „Dafür werden auf der anderen Seite aber auch die Spezialitätenrestaurants immer mehr.“

Dass die Stimmung in der Gastro schon einmal besser war, bestätigt uns auch Bettina Fink-Haberl vom Gasthaus Haberl in Ottendorf (Ilz), das sie gemeinsam mit ihrem Mann Hans Peter Fink führt. „Wir merken seit Corona, dass sich das Essensverhalten der Menschen geändert hat - das Mittagsgeschäft ist uns etwa fast vollständig weggebrochen.“

Darum hat man mittlerweile auch die Öffnungszeiten geändert, zu Mittag hat das Gasthaus des Paars jetzt nur noch am Samstag offen. „Am Abend sind wir zum Glück sehr gut besucht. Aber dennoch bin ich wirklich gespannt, wo der Weg für die Gastronomie hingeht.“ Auf der einen Seite gibt es nämlich laut Fink-Haberl aktuell so viele gute Köche wie noch nie, „andererseits werden die echten Gasthäuser bekanntlich immer weniger“. Für Friedl ist jedenfalls klar: „Die Rahmenbedingungen in unserer Branche werden immer brutaler.“

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