Arzt warnt:

Nur noch drei Antibiotika für Kinder in Wien

Wien
08.03.2023 19:00

Bereits vor Monaten warnte Kinderarzt George Zabaneh vor der Medikamentenknappheit. Nun spricht er im „Krone“-Interview Klartext.

„Es ist eine grauenhafte Situation“, sagt Kinderarzt George Zabaneh, der auch Obmann in der Wiener Ärztekammer ist. 600 Medikamente, die normaler Standard seien, würden derzeit im Land nicht vorhanden sein. Besonders schlimm trifft es aber die Kinder im niedergelassenen Bereich.

Herr Doktor, wie sieht es um die Medikamentenknappheit in der Kindermedizin aus?
Ich kann nur vom niedergelassenen Bereich sprechen. Zahlreiche Kollegen und auch Patienten haben alleine heute angerufen, weil sie keine Medikamente mehr bekommen. Wir haben nur mehr drei Antibiotika zur Verfügung: Amoxycilin plus Clavulansäure, Zithromax sowie Amoxycilin, was jedoch nur mehr in der Dosierung für Säuglinge vorhanden ist. Muss ich einem Kleinkind dieses Antibiotikum verschreiben, brauche ich je nach Gewicht mehrere Packungen. Diese fehlen im Notfall dann wieder Säuglingen. Mexalen gibt es nicht mehr in Zäpfchenform, auch Inhalationstherapeutika sind Mangelware. Es ist ein Jonglieren mit Medikamenten, das vor wenigen Jahren noch absurd gewesen wäre.

(Bild: stock.adobe.com)

Wie gefährlich ist das?
Jede bakterielle Infektion kann, wenn nicht adäquat behandelt, zu einer Blutvergiftung führen. Weiters führt die Verschreibung von Breitbandantibiotika dazu, dass mit der Zeit viele Bakterien gegen die Antibiotika resistent werden.

Wie ist das für die Eltern kranker Kinder?
Natürlich sehr schwierig. Das Kind ist krank und man kann nicht einmal schmerz- oder fiebersenkende Medikamente verabreichen. Ich kenne Eltern, die nach Niederösterreich fahren und zahlreiche Apotheken abklappern, um die Arzneien zu holen.

Muss man jetzt in Panik verfallen?
Nein. Wir versuchen natürlich alles und im Notfall kann man die Kinder im Krankenhaus behandeln lassen. Ich appelliere an die Eltern, keine Antibiotika auf Vorrat zu kaufen. Die fehlen dann denjenigen, die sie benötigen.

Wie bekommt man die Situation in den Griff?
Hier ist die Politik am Zug. Es müssen die wichtigsten Medikamente wieder im Land hergestellt werden. Und auch die billige Einkaufspolitik muss schlussendlich wieder gekippt werden.

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