Antibiotika, Blutdrucksenker oder Schmerzmittel - Lieferengpässe von Medikamenten verunsichern zahlreiche Patienten. Rund 500 Arzneien sind derzeit hierzulande nicht oder nur schlecht lieferbar. Wo die Probleme wurzeln und welche Lösungen es gibt:
Meistens empfinden es Patienten nur als äußerst lästig, wenn das vom Arzt verschriebene oder gewünschte Medikament in der Apotheke nicht verfügbar ist. Es kann aber sogar kritisch werden, etwa bei sehr wichtigen Arzneien, die rasch benötigt werden, um eine Krankheit in Schach zu halten. Hier besteht dann in schweren oder dringenden Fällen sogar Gefahr für die Gesundheit.
Ständige Probleme
„Lieferengpässe sind kein neues Thema. Sie begleiten uns permanent und bereits seit vielen Jahren, auch schon vor der Pandemie“, gibt Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer und Apothekerin in Neuzeug (OÖ) zu bedenken. „Die Lage hat sich aktuell allerdings etwas zugespitzt. Vor allem im Hinblick auf Breitband-Antibiotika. Hier kam es durch den Anstieg an bakteriellen Infektionen in den vergangenen Wochen vermehrt zu Engpässen. Aktuell sind knapp 500 Arzneimittel eingeschränkt bzw. nicht lieferbar. Vor zwei Jahren waren fast doppelt so viele Arzneimittel von Lieferengpässen betroffen.“
Globales Phänomen
Es gibt etliche Gründe für die Verknappung von Medikamenten. Das reicht von der Konzentration von Fertigungsstätten auf wenige, meist außereuropäische Standorte, über Ausfälle in der Rohstoffproduktion, bis hin zu fehlendem Papier für Beipackzettel oder nicht vorhandenen Glasflaschen zur Befüllung. Auch hohe Energiepreise könnten für Einschränkungen sorgen.
Lösungen werden meist gefunden
Alle Beteiligten sind bemüht, Lösungen für ihre Kunden zu finden, und in den allermeisten Fällen funktioniert das auch. Nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt kann man auf andere Produkte zurückgreifen. Mit großem Aufwand bemühen sich die Verantwortlichen dann etwa, das benötigte Präparat aus einer anderen Apotheke oder im Notfall aus dem Ausland zu besorgen. Auch eine individuelle Herstellung im apothekeneigenen Labor löst manchmal das Problem. Dieser „Nachbau“ erfolgt in der sogenannten magistralen Herstellung - natürlich nur, wenn die benötigten Rohstoffe am Markt erhältlich sind.
„Rund 95 Prozent der Fälle können wir unmittelbar vor Ort klären. Die aufwändige Suche nach gleichwertigen Lösungen beansprucht allerdings viel Zeit und Ressourcen. Sie nimmt bereits mehr als zwei Stunden pro Tag in Anspruch - Tendenz steigend“, so Dr. Mursch-Edlmayr.
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