Lasst sie Rüben essen

Lage „ernster“: Wieso den Briten das Gemüse fehlt

Ausland
24.02.2023 18:31

In Großbritannien sind derzeit Gurken und Salat kaum noch erhältlich - Supermärkte müssen daher manche Sorten rationieren. Agrarministerin Therese Coffey meint, die Briten sollten vielmehr die heimischen Spezialitäten wertschätzen und sagte: „Viele Leute essen derzeit Rüben.“ Nun hat sie den Salat - oder vielmehr den Spott.

„Lasst sie Rüben essen“, titelte die Zeitung „Daily Mirror“ am Freitag - in Anlehnung an das berühmte Zitat „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie Kuchen essen“, das der französischen Königin Marie-Antoinette in den Mund gelegt wird. In sozialen Medien werden die besten Rübenrezepte gesucht. „Das Land braucht Sie. Was kann man mit Rüben zubereiten - vor allem als Ersatz für Tomaten?“, twitterte der Wissenschafter Mike Galsworthy nur halb im Spaß an die Adresse von Star-Köchin Nigella Lawson.

Mangel kann nicht mehr ausgeglichen werden
In zwei bis vier Wochen werde sich die Situation entspannt haben, sagte Ministerin Coffey. Doch die Lage sei ernster, ist die Branche überzeugt. „Tomaten, Paprika und Auberginen werden erst im Mai in großen Mengen erhältlich sein, also wird es länger als ein paar Wochen dauern“, sagte Lee Stiles vom Erzeugerverband Lea Valley Growers Association (LVGA) der BBC.

Es sei zu spät für britische Produzenten, um den Mangel auszugleichen - dafür hätten sie früher anpflanzen müssen. Am Freitag warnten die Lauch-Produzenten, die heimischen Vorräte könnten bis April erschöpft sein. Zum Davidstag am 1. März, wenn viele Waliser zu Ehren ihres Nationalfeiertags Lauchgerichte zubereiten, müssten viele Verbraucher vermutlich bereits auf Importware zurückgreifen.

Klima verantwortlich
Für die Regierung ist klar, wer Schuld hat: das ungewöhnlich kalte Wetter in den Anbaugebieten Spanien und Marokko. „Wir können das Wetter in Spanien nicht kontrollieren“, sagte Ministerin Coffey auf der Jahrestagung des Bauernverbands NFU. Das Wetter sei in der Tat ein Faktor, betonte der Lebensmittelexperte Ged Futter. Aber eben nur ein Grund von vielen. Futter verwies auf Deutschland: Dort gebe es keine Engpässe, wie auch deutsche Einzelhändler jüngst in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bestätigten.

Auch der Brexit soll mitverantwortlich sein. Greg Hands, deutschsprachiger Generalsekretär der Konservativen Partei, betonte kürzlich, dass die Lebensmittelpreise in der Eurozone noch stärker gestiegen seien und die Engpässe nichts mit dem Brexit zu tun hätten. Experten sind anderer Ansicht. So fehlen britischen Produzenten die Saisonkräfte, die sonst aus EU-Ländern wie Rumänien zum Pflücken einreisten. Grund sind verschärfte Regeln für Arbeitskräfte nach dem EU-Austritt.

Frage des Preises
„Die Meldungen von der Insel beweisen den großen Vorteil des EU-Binnenmarktes für die sichere Versorgung mit Lebensmitteln in Deutschland“, sagte Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied der „Rheinischen Post“ (Samstag). „Die bürokratischen und zeitaufwendigen Zollformalitäten schrecken viele Händler ab, und die knappe Ware bleibt auf dem Kontinent.“ Pekka Pesonen vom EU-Bauernverband Copa-Cogeca sagte der „Financial Times“: „Wenn man genug bezahlt, wird es immer Quellen geben, aber ich weiß nicht, ob britische Einzelhändler bereit sind, extrem hohe Preise zu zahlen.“

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