Von 1994 bis 2017 war er an der Spitze der Energie AG, von 2008 bis 2021 an jener des ÖFB: Leo Windtner! Warum der 72-Jährige Freitag nicht bei der Eröffnung der LASK-Arena ist, wie er den Rücktritt seines ÖFB-Nachfolgers bewertet und welche Persönlichkeit er sich nun für den ÖFB wünscht . . .
„OÖ-Krone“: Im Dezember gab’s die Fußball-WM, im Jänner Titelseiten über den ÖFB wie „Einblick in den Intrigantenstadl“, nun folgt die Stadion-Eröffnung und im März zwei Länderspiele in Linz! Herr Windtner, kommen Sie da überhaupt noch zu Ihrem zweiten Lieblingssport, dem Skifahren?
Leo Windtner: Im letzten Winter hatte ich 23 Skitage – ich bin fest entschlossen, die heuer zu toppen. Freitag geht’s nach Südtirol!
Gar nicht zur Eröffnung der Raiffeisen Arena?
Ich habe keine Einladung.
Damit ergeht es Ihnen wie den meisten LASK-Legenden – ob das ein Hans Kondert, ein Klaus Lindenberger oder ein Markus Weissenberger ist.
Ich bin aber nicht beleidigt, zumal für mich die echte und hochoffizielle Stadion-Eröffnung die Länderspiele im März sind.
Wie wichtig ist es, dass Linz wieder eine länderspielreife Fußball-Infrastruktur hat?
Das neue Stadion auf der Gugl ist für Fußball-Österreich ein gediegener Rückenwind und für Fußball-Oberösterreich geradezu ein Turbo.
Leo Windtner
Die ist die Grundlage, um nachhaltig erfolgreich zu sein. So wie wir jetzt in Wien endlich das nationale Trainingscenter sowie das ÖFB-Headquarter in die Wege leiten konnten, ist es für Oberösterreich nahezu ein Muss, diese Infrastruktur zu haben. Das neue Stadion auf der Gugl ist für Fußball-Österreich ein gediegener Rückenwind und für Fußball-Oberösterreich geradezu ein Turbo, den man braucht, um langfristig Erfolge erzielen zu können.
Für viel Kritik sorgt aber, dass in Linz noch ein zweites Stadion errichtet wird.
Ich verweise hier auf die Kultur. Niemand hat sich darüber mokiert, dass neben dem Musiktheater auch die alten Einrichtungen des Landestheaters in Schuss gebracht worden sind, um das Flaggschiff zu ergänzen. Genau so ist es hier. Das Stadion auf der Gugl ist das Flaggschiff, aber es wird exzellent ergänzt durch ein mittleres Stadion für Blau-Weiß. Das ebenso modernste Ansprüche erfüllt. Dazu besteht bei diesem durchaus die Chance, dass das Frauen-Nationalteam hier eine neue Heimstätte findet.
Weil Sie Blau-Weiß erwähnen: Der Klub drängt dank seinem neuen Donauparkstadion in die höchste Liga. Ist der Wirtschaftsraum Linz stark genug, um zwei Erstliga-Klubs zu stemmen?
Wir hatten vor einigen Jahrzehnten zwei Bundesliga-Klubs in Linz - und es war nie ein Thema, dass das einer zu viel wäre. Im Gegenteil: Es gab eine tolle Konkurrenz.
Aber wenn man auch Ried einbezieht - verkraftet Oberösterreich drei Erstligisten?
Wir hatten einst diese Situation schon mit Vorwärts Steyr - wissen aber, dass das dann doch schwierig wäre.
Apropos: In Wien haben die neuen Stadien gezeigt, dass die nicht automatisch von einem Mehr an sportlichem Erfolg gekrönt sein müssen bzw. sogar finanzielle Probleme nach sich ziehen können.
Ganz besonders sieht man das bei der Austria. Ich hoffe, dass dies beim LASK ausbleibt. Ich denke, dass sich der Klub derzeit auf einem guten Weg befindet. Salzburg gibt zwar den Takt vor, und Sturm hat schon Anschluss gefunden, aber der LASK schickt sich an, in diese Richtung zu gehen. Deshalb bin ich guter Dinge, dass wir in Zukunft mit internationalem Fußball durchaus gut eingedeckt sein können.
Während der ÖFB zuletzt von Irritationen eingedeckt war. Mit wie viel Distanz oder Nähe haben Sie die Wirren um Ihren inzwischen zurückgetretenen Nachfolger als ÖFB-Präsident erlebt?
Natürlich bin ich den Personen noch immer sehr nahe. Es dringen auch viele Rückmeldungen zu mir durch. Aber ich hab’ mich bisher mehr als gehütet, das zu kommentieren. Trotzdem ist es für mich bedauerlich, dass der größte Sportverband der Republik plötzlich durch innere Querelen auffällt.
„Profil“ schrieb von einem Intrigantenstadl. Jetzt könnte man fragen: Haben Sie dem ÖFB den Stadel hinterlassen?
Das glaub’ ich nicht. Im Gegenteil! Es ist mir immer wieder gelungen, Gegensätze auszugleichen - auch in der Geschäftsführung.
Beim Aus von Gerhard Milletich als ÖFB-Präsident nahm OÖFV-Chef Gerhard Götschhofer eine Hauptrolle ein. Wie haben Sie die wahrgenommen?
Als ÖFB-Präsident hat man eine extrem erhöhte Sorgfaltspflicht, die nicht mit dem Strafgesetzbuch zu bemessen ist.
Leo Windtner
Hier ist eine gewisse Grauzone entstanden, und ich kann nur vehement darauf hinweisen: Als ÖFB-Präsident hat man eine extrem erhöhte Sorgfaltspflicht, die nicht mit dem Strafgesetzbuch zu bemessen ist. Da ist auch Political Correctness (Anm.: Politische Korrektheit) sehr wichtig. Diese Grauzone führte dazu, dass Zerwürfnisse voll manifest geworden sind.
Streichelt es Ihre Seele, wenn man jetzt überall hört, dass beim ÖFB unter Leo Windtner alles besser war?
Es streichelt nicht die Seele, aber es bestätigt, dass man die Dinge korrekt durchgezogen hat.
Welche Eigenschaften muss jemand, der neuer ÖFB-Präsident werden soll, in sich vereinen?
Er sollte wirtschaftlich unabhängig sein, Power mitbringen und in der Wirtschaft und im öffentlichen Leben eine Position einnehmen, dank der er rasch zu Entscheidungsträgern vordringen kann. Und er muss eine Integrationsfigur sein - und ein Herz für sowie eine Ahnung vom Fußball haben.
Sehen Sie so einen?
Ich könnte mir den einen oder anderen vorstellen, möchte aber keine Namen nennen.
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