Seit sie der Kriegshölle in der Ukraine vor einem Jahr entkommen sind, leben 110.000 Flüchtlinge im bitterarmen Nachbarland. Eine Solidarität der Menschlichkeit.
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel ist die Rakete auf einem Markt in Mykolaijw eingeschlagen: Tote, Verletzte, Blut, Schreie und Tränen. „Durch den Detonationsdruck bin ich durch eine Glasscheibe geschleudert worden“, schildert Bombenopfer Lena den Horror. Ein Schutzengel sei ihr beigestanden, erinnert sich die Ukrainerin zurück. Heute, knapp ein Jahr danach, kann die 35-Jährige trotz schwerster Beinverletzungen zumindest auf Krücken gehen. Sie ist zuversichtlich, glücklich wäre übertrieben. Gemeinsam mit ihrer Mutter gelang ihr die Flucht ins Nachbarland Moldau. Wo sie nun bei einer Gastfamilie wohnen darf – im Frieden.
Erste Rettungsinsel für 750.000 Kriegsflüchtlinge
Zwar nicht unter ganz so dramatischen Umständen, aber dennoch in Todesangst sind 750.000 Ukrainer nach Moldau geströmt. In ständiger Sorge, vom russischen Raketenhagel getroffen, von feindlichen Soldaten überfallen und vergewaltigt zu werden. Somit wurde das mit dem Kosovo ärmste Land Europas für diese erste Welle der Kriegsflüchtlinge zur sicheren Rettungsinsel.
Jetzt, da sich Putins blutig-brutaler Überfall bald jährt, leben 110.000 Ukrainer – praktisch nur Frauen und Kinder – im Ministaat, der etwa so groß wie Nieder- und Oberösterreich ist (33.846 Quadratkilometer). Doch Moldau ist nicht nur klein. Seine 2,7 Millionen Einwohner sind auch bitterarm.
Die Corona-Krise, der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Energiepreisexplosion (plus 300 Prozent) sowie eine Inflation von 34 Prozent machten viele zu Bettlern. Sprich: Jeder Vierte lebt mit 112 Euro Einkommen im Monat unter der Armutsgrenze. „Gasprom hat seine Gaslieferungen im Oktober 2022 auf 70 Prozent, im November auf 50 Prozent und bis heute auf 40 Prozent gesenkt“, bringt Österreichs Botschafterin Stella Avallone das Energie-Dilemma auf den Punkt.
Holzlieferungen, um Kinder vor Kältetod zu bewahren
Auch wenn ein junger Ministeriumsexperte voller Optimismus stolz hinausposaunt „Wir sind im Feuer geboren“, würden in vielen Öfen Moldaus die Flammen ohne Hilfe von außen erlöschen. Denn während Putins Generäle unter den Ukrainern Massaker anrichten, führt hier in den Weiten Moldaus „General Winter“ sein Schreckensregiment: Klirrender Frost und eisige Schneestürme lassen Menschen erfrieren.
Und genau da setzt Überlebenshilfe an. Gemeinsam mit „Nachbar in Not“ sorgt sich die Caritas um Brennholzlieferung für Bedürftige. Der „Krone“-Lokalaugenschein zeigt, wie wichtig diese - aufs Erste bescheiden wirkende - Aktion im „Land der eingefrorenen Tränen“ ist. Ärmste Moldauer sowie solidarische Gastfamilien, die Ukrainerinnen samt Kindern aufgenommen haben, werden beliefert: Zwei Kubikmeter Festholz pro Haus bedeuten einen Monat Schutz vor dem Erfrieren. Die Kosten von 110 Euro für die Direktlieferung würden das Monatseinkommen einer ohnehin am Hungertuch nagenden Familie verbrennen.
Ja, wir haben fürchterliche Angst, dass Putin seine Truppen auch hierher schickt.
Kriegsflüchtling Martha (32)
„Ja, wir haben fürchterliche Angst, dass Putin seine Truppen auch hierher schickt“, spricht Martha ihre Sorge aus. Die 32-Jährige ist mit ihren Kindern Miroslav (5) und Maria geflohen: „48 Stunden im Auto, nur mit Tee in der Thermosflasche und Gottvertrauen im Gepäck.“
„Mit Präsident Selenskyj gewinnen wir den Krieg“
Befragt man geflohene Frauen – unter ihnen auch etliche Kriegswitwen – nach ihrer Einschätzung der Zukunft, so sind sie sich einig. „Wir werden siegen! Denn mit unserem Präsidenten Selenskyj haben wir einen Krisenmanager“, so der gemeinsame Tenor. Und die Zukunft? Auch dazu herrscht realistische Hoffnung: „Bis 2024 könnten wir den Kampf um unsere Heimat gewonnen haben, sofern uns Europa, Amerika und andere Länder mit Waffen und Munition unterstützen – dafür sind wir allen dankbar!“
CARITAS-Spendenkonto „Kinder in Not“, Erste Bank: IBAN AT23 2011 1000 0123 4560
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