Kreisky, Sinowatz, Vranitzky, Klima, Gusenbauer, Faymann, Kern - die SPÖ ist DIE Kanzlerpartei Österreichs, in den letzten 50 Jahren regierte sie 37 Jahre, ab 2000 unterbrochen bloß von Wolfgang Schüssel mit den Blauen und ab 2017 von Sebastian Kurz mit den Blauen, dann mit den Grünen. Der nächste Kanzler oder die nächste Kanzlerin würde wieder von der SPÖ kommen, so viel war bis vor wenigen Wochen praktisch gesetzt. Weil die wichtigsten Konkurrenten sich demoliert hatten: Die Freiheitlichen nach Ibiza, die Türkisen durch den Korruptionsstrudel, in den Kurz & Co. gezogen wurden. Doch so leicht lassen es sich die Sozialdemokraten nicht machen. Wenn sie wo besser sind als die anderen - dann gewiss beim Sich-selbst-Demolieren. Wie man seine Parteiobleute madig macht, das haben die Schwarzen jahrzehntelang vorgezeigt. Inzwischen wurden sie dabei längst von den Roten abgelöst. Werner Faymann pfiffen sie am 1. Mai davon, an Pamela Rendi-Wagner sägen sie vom 1.Tag an. Doch einerseits will sie zwar nicht weichen - andererseits kann sie die massiven parteiinternen Zentrifugalkräfte nicht einfangen. Wann zerreißt es die ehemalige Kanzler-Partei richtig? Vor der Kärnten-Wahl, die Anfang März ansteht? Nach Kärnten? Nach der Salzburg-Wahl im April? Fast möchte man meinen: alles nur eine Frage der Zeit.
Was Rendi versteckt. Doch was sagt die so umstrittene Parteivorsitzende selbst? Conny Bischofberger sprach für die Sonntags-„Krone“ mit der SPÖ-Chefin, die nur selten Interviews gibt, und stellte ihr gleich eine provokante Titelfrage: „Wie lange tun Sie sich das noch an, Frau Rendi-Wagner?“ Die Antwort fällt typisch Rendi-Wagnerisch aus - sie spricht davon, daran zu arbeiten „dass wir uns als politische Bewegung verstehen, die Geschlossenheit zeigt.“ Geschlossenheit schaffe Glaubwürdigkeit. Das sei Grundvoraussetzung, um Vertrauen zu gewinnen und Wahlen zu gewinnen. Um dann doch zum Punkt zu kommen: Sie tue es sich so lange an, so lange es eine Mehrheit in der Sozialdemokratie wolle. Das klingt ja einigermaßen defensiv. Und sie hat sich nicht gegen die Formulierung „antun“ gewehrt. Als Antwort auf die Bischofberger-Frage nach ihrer aktuellen Befindlichkeit spricht Rendi-Wagner davon, sie habe gelernt, sich zurückzunehmen und ihre „Befindlichkeiten hinter das große, wichtige Ganze stellen.“ Also „eine soziale, gerechte Politik zu machen“. Um dann hinzuzufügen, dass ihr Franz Vranitzky regelmäßig zuflüstere „Stürme kommen, Stürme gehen.“ Ja, es ist nicht leicht, Pamela Rendi-Wagner wirklich aus der Reserve zu locken. Conny Bischofberger gelingt es aber doch mehrfach - am besten in ihrer Frage, ob auch Rendi-Wagners Ehemann die Angriffe so souverän wie sie selbst nehme. Darauf die ausgebildete Medizinerin: „Er ärgert sich manchmal schon. Aber ich bin schließlich Ärztin. Wenn das passiert, dann behandle ich ihn ein bisschen.“ Da lässt Rendi-Wagner aufblitzen, was so viele, die sie besser kennen, wissen: Sie ist eine blitzgescheite, humorvolle, sympathische Frau. Die selben Menschen fragen sich freilich auch: Warum versteckt sie das in der Öffentlichkeit?
Kommen Sie gut durch den Sonntag!
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