Die zwei Attacken gegen Rettungssanitäter und Polizisten am Sonntag sind keine Einzelfälle: Seit Jahren bemerkt man in der Steiermark einen Anstieg. Mit Schulungen und Ausrüstung wird reagiert.
Sechs Einsatzkräfte waren am Sonntag Opfer aggressiver Attacken: Im Bezirk Weiz ging zu Mittag ein Schlag ins Gesicht einer Sanitäterin, ein Angriff auf einen Notarzt, eine Morddrohung gegenüber einem Polizisten sowie der Sturz eines weiteren auf das Konto eines betrunkenen 55-Jährigen. Abends fügte dann ein Slowene (19) einer Polizistin in Graz schwere Verletzungen zu, ein weiterer Beamter entging nur knapp seinen Bissen.
Doppelt so viele Anzeigen bei Polizisten und Co
Solche Vorfälle mehren sich seit drei Jahren: „Vor zehn Jahren gab es jährlich 150 Anzeigen wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt. Nun sind es bis zu 300“, berichtet Fritz Grundnig, steirischer Polizeisprecher. Die Zahlen enthalten neben Angriffen auf Polizisten auch solche gegen andere staatliche Organe wie Gerichtsvollzieher.
Mehr Körperkameras für die Polizei
Dass nun mehr Vorfälle angezeigt werden, könnte einer der Gründe sein, genauso wie steigende Aggression. Die zwei Beispiele vom Sonntag spiegeln zudem wider, wer die Angreifer sind: „Sehr häufig steckt Alkohol oder eine andere psychische Beeinträchtigung dahinter.“ Oft haben sie auch ausländische Herkunft: „Sie haben eine andere Einstellung, weil sie oft von der Staatsgewalt malträtiert wurden.“
In der Ausbildung werden Polizisten bereits gegen Angriffe geschult. „Und wir setzen künftig auf mehr Körperkameras“, verrät Grundnig.
Akut merken wir keinen Anstieg bei der Aggression, aber über die Jahre hinweg gab es eine Zunahme. In den meisten Fällen sprechen wir von verbaler Gewalt.
Peter Hansak, Landesrettungskommandant
Umfrage unter Sanitätern: Aggression steigt
Einen Anstieg von Attacken auf die Rettung ist alleine aus Anzeigen nicht abzuleiten. Seit kurzem gibt es aber eine Datenbank, bei der Sanitäter Vorfälle melden können, sagt Landesrettungskommandant Peter Hansak. „Wir registrieren etwa zwei verbale Übergriffe im Monat. Bei einer Umfrage 2019 gab die Hälfte unserer Mitarbeiter an, dass die Aggression zunimmt.“
Deswegen setze man in der Ausbildung stark darauf, Gefahren einschätzen zu lernen. „Sind Waffen im Spiel, muss die Polizei den Bereich freigeben, bevor wir kommen.“
Wenn die Lage nicht sicher ist, steige ich nicht aus dem Rettungsauto aus. Selbstschutz ist das Wichtigste. Ich hoffe immer, dass die Uniform mich schützt.
David Fladl, Notfallsanitäter
Bisse und rasende Autos: Was die Sanitäter selbst erlebt haben
Selbst wurde Hansak erst einmal bei einem Einsatz verletzt: „Vor 20 Jahren hat mich eine psychisch kranke Patientin am Fuß gebissen.“
Selbstschutz sei das wichtigste, sagt auch David Fladl, Notfallsanitäter und Experte für präklinische Versorgung. Der 30-Jährige aus Bruck an der Mur hat erst vergangenes Jahr eine gefährliche Erfahrung gemacht. „Wir mussten bei einem Zeltfest die Straße überqueren, als ein Auto auf uns zugerast ist.“ Wären sie nicht ausgewichen, wäre etwas passiert. „Das Verfahren läuft.“
Tätliche Gewalt hat Fladl erst einmal erlebt, und das liegt Jahre zurück. „Am Bahnhof wollte ich einem Betrunkenen aufhelfen. Der hat nach mir geschlagen und mich leicht an der Schulter verletzt.“
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