Sollen Rechte kennen

Regierung will Kinder zu Übergriffen informieren

Politik
27.01.2023 14:55

Österreichs Regierung plant eine Kampagne, die Kinder über Übergriffe und ihre Rechte informieren soll. Sie müssten wissen, was ein Übergriff ist, und an wen sie sich wenden könnten, sagte Justizministerin Alma Zadic (Grüne). Zudem sollen die Familienberatungsstellen mehr Geld bekommen und psychosoziale Nachbetreuung ausgebaut werden.

Die ressortübergreifende Kampagne soll das Wissen und Bewusstsein von Kindern stärken und ihnen zeigen, wo sie Hilfe bekommen, sagte Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) am Freitag. Alle Schulen sollen künftig verpflichtend Kinderschutzkonzepte haben, wobei die Regierung erst mit den Ländern sprechen muss, die für den Pflichtschulbereich zuständig sind. Ein Gesetzesentwurf soll in den nächsten Wochen ausgearbeitet werden.

Nachgeschärft werden soll auch bei den Bedingungen für die polizeiliche Ermittlungsarbeit. Angedacht ist etwa eine Meldepflicht für Arbeitgeber und Vereine, wenn sie Bescheid wissen, dass von ehrenamtlich Tätigen oder Mitarbeitenden wegen sexueller Gewalt gegen Minderjährige eine akute Gefahr ausgeht. Das Justizministerium prüft allerdings noch, ob das rechtlich und praktisch umsetzbar ist.

Sportunion: „Mehr Transparenz wichtig“
„Aktuell ist es für Vereine und Verbände gesetzlich oft schwierig herauszufinden, ob von einzelnen Personen akute Gefahr wegen sexueller Gewalt gegen Minderjährige ausgeht. Es ist wichtig, dass hier mehr Transparenz geschaffen wird“, begrüßte Sportunion-Generalsekretär Stefan Grubhofer die Forderung in einer Aussendung. So hatte etwa jener Sportlehrer, der bis zu seinem Suizid im Mai 2019 an einer Wiener Mittelschule Kinder missbraucht haben dürfte, in einem Sportverein eine leitende Funktion. 

Wie berichtet, hat die Regierung am Mittwoch Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen präsentiert. Damit reagiert die türkis-grüne Koalition auf den Fall des Schauspielers Florian Teichtmeister, der sich wegen Besitzes von Missbrauchsdarstellungen vor Gericht verantworten muss. Vorgesehen sind höhere Strafen für den Besitz, aber auch für das Herstellen und Verbreiten solcher Bilder. „Wir wollen die volle Härte gegen die Täter“, sagte Familienministerin Susanne Raab (ÖVP).

Therapie für Täter
Täterinnen und Täter sollen künftig im und nach dem Strafvollzug noch gezielter therapiert werden. Angeboten werden sollen in erster Linie Sexualtherapie und Psychotherapie. Kosten sollen die Maßnahmen einmalig 2,12 Millionen Euro, hinzu kommen neun weitere Millionen Euro jährlich.

Kritik an den Regierungsplänen kommt unter anderem vom Strafrechtsexperten Alois Birklbauer. „Da gibt es viele Punkte eines gesetzgeberischen Schnellschusses, der wirklich nicht durchdacht ist.“ So könne beispielsweise auch bei „rein computergenerierten Bildern“ eine Strafe fällig werden. Die Höchststrafe von zehn Jahren für die Darstellung und Verbreitung von Missbrauchshandlungen sei außerdem genauso hoch wie die tatsächliche Vergewaltigung einer oder eines Minderjährigen.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele