In Österreich bekommen rund 5000 Personen pro Jahr die Diagnose Lungenkrebs. Trotz der Gefahr gehen viele Raucher nicht zur Vorsorgeuntersuchung. Eine neue Methode aus den USA könnte die Sterblichkeit bei der Krankheit fast um die Hälfte senken.
Lungenkrebs ist weltweit die häufigste krebsbedingte Todesursache. Doch die Überlebenschancen steigen dramatisch, wenn der Krebs früh erkannt wird. Eine Früherkennung per Niedrig-Dosis-Computertomografie (CT) für langjährige Raucher könnte laut Experten ein Viertel der Todesfälle verhindern. Das große Problem dabei ist jedoch die geringe Teilnahme. Eine neue US-Studie, publiziert im Ärztejournal JAMA, zeigt nun einen vielversprechenden Weg auf, wie man deutlich mehr Menschen zur lebensrettenden Untersuchung bewegen kann: durch gezielte digitale Information.
Viel zu wenige nutzen Screening-Angebot
In den USA, wo ein solches Screening für Raucher über 50 Jahre mit 20 „Packungsjahren“ – also Personen, die über 20 Jahre hinweg jeden Tag mindestens eine Packung Zigaretten rauchen – von den Kassen bezahlt wird, ist die Beteiligung erschreckend niedrig. Weniger als 20 Prozent der Berechtigten nutzen die Chance. Die Gründe sind vielfältig: Viele wissen nichts von der Möglichkeit, Ärzte sind unsicher und im Praxisalltag fehlt oft die Zeit für ausführliche Aufklärungsgespräche.
Studie untersuchte Raucher in zwei Gruppen
Hier setzte das Forschungsteam um David Miller von der Wake Forest University an. Für ihre Studie wurde eine große Zahl an Rauchern oder Ex-Rauchern zwischen 50 und 77 Jahren, die einen Arzttermin hatten, per Zufallsprinzip ausgewählt. 1333 passende Personen wurden in die Studie aufgenommen und erhielten eine Nachricht per SMS oder über ihr Patientenportal mit dem Hinweis, dass sie für das Lungenkrebs-Screening infrage kommen.
Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen geteilt: Die erste Gruppe erhielt Zugang zu einem digitalen Informationsprogramm: ein dreiminütiges Aufklärungsvideo, ein Frage-Antwort-Tool und vor allem die Möglichkeit, sofort online einen Termin für die CT-Untersuchung zu vereinbaren oder telemedizinisch offene Fragen zu klären. Die Kontrollgruppe erhielt lediglich die Basis-Information und den Verweis auf ihren Hausarzt – bereits dies war eine intensivere Betreuung als im Normalfall.
Digitale Einladungen steigerten Screening-Rate enorm
Das Ergebnis war eindrücklich: In der Gruppe mit dem digitalen Programm ließen 24,5 Prozent ein Lungen-CT durchführen, in der Kontrollgruppe waren es nur 17 Prozent. Das entspricht einer Steigerung der Teilnahme um fast 60 Prozent. Die Studie belegt, dass eine direkt an Patienten gerichtete digitale Gesundheitsintervention die Screening-Rate signifikant erhöht.
Experte: „Könnten Sterblichkeit extrem verringern“
Diese Erkenntnisse sind auch für Österreich hochrelevant. Experten fordern seit langem ein nationales Lungenkrebs-Screeningprogramm. Der Wiener Lungenspezialist Arschang Valipour betont die Dringlichkeit: „Mittlerweile konnte mit solchen Programmen bei den Betroffenen die Gesamtmortalität bereits um 48 Prozent und die Lungenkrebs-Sterblichkeit um 45 Prozent gesenkt werden.“
Jedes Jahr sterben rund 4000 Österreicher an Lungenkrebs
Angesichts von jährlich rund 5000 Lungenkrebs-Diagnosen und 4000 Todesfällen in Österreich hätte ein solches Programm für Langzeit-Raucher, etwa zwischen 50 und 74 Jahren, enorme Auswirkungen. Der digitale Ansatz aus den USA könnte der Schlüssel sein, um die Teilnahme zu maximieren und so unzählige Leben zu retten.
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