Zankapfel in Tirol

Zahn-Notdienste im Spital müssten inkludiert sein

Tirol
14.01.2023 09:00

Die zahnärztliche Versorgung in Tirol wird heiß diskutiert. 15 Monate Wartezeit für eine Zahn-OP unter Narkose, Einstellung des Nachtdienstes an der Zahnklinik Innsbruck und Co. sorgt für Unmut bei Tiroler Parteien. Kritik an der aktuellen Situation im Land wurde laut. Die „Krone“ kennt weitere spannende Details.

Arno Melitopulos, Bereichsleiter der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), sprach der „Krone“ gegenüber ein Paket an, das 2015 zusammengestellt wurde sowie ein 2022 aufgesetztes Positionspapier. Wie sehen die Details aus? „Vor acht Jahren wurde ein Paket geschnürt, bei dem das Land Tirol dafür Sorge trägt, dass in den Tiroler Krankenhäusern die entsprechenden OP-Kapazitäten bereitgestellt werden (Zahnsanierung unter Narkose) und die ÖGK mit der Zahnärztekammer Tirol die zahnärztliche Versorgung gewährleistet, wobei die Bezahlung dieser durch die ÖGK erfolgt. Um die 20 niedergelassenen Zahnärzte in ganz Tirol haben diesen Vertrag mit der ÖGK bereits unterzeichnet“, erläutert er.

„Behandlungspauschale pro Patient von 200 Euro“
Der Vertrag mit den niedergelassenen Zahnärzten beinhaltet folgende Punkte: „Die Honorierung der Leistungen erfolgt in Höhe des dreifachen Honorartarifes aller zahnärztlichen Vertragsleistungen. Zusätzlich ist eine Behandlungspauschale pro Patient von 200 Euro sowie für die zurückgelegte Wegstrecke ein Kilometergeld nach den amtlichen Sätzen verrechenbar“, zählt der Bereichsleiter auf.

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In Fragen der Spitalfinanzierung wird gerne die Dimension der Finanziers falsch dargestellt.

Arno Melitopulos, Bereichsleiter der Österreichischen Gesundheitskasse

Um dieses Paket zu bekräftigen, wurde im Mai 2022 mit dem Verein RollOn, der Lebenshilfe Tirol, der Zahnärztekammer Tirol und der ÖGK ein Positionspapier unterzeichnet. Darin werden einige Forderungen an das Land gestellt. Weitere niedergelassene Zahnärzte erklärten sich nach Veröffentlichung dazu bereit, den Vertrag zu unterzeichnen. Jedoch mangelt es derzeit an der Bereitstellung der OP-Kapazitäten in den Spitälern – die „Krone“ berichtete.

In Bezug auf die Einstellung der Nachtdienste unter der Woche an der Zahnklinik sprechen die Tirol Kliniken von 500.000 Euro, die für die Aufrechterhaltung dieser Dienste benötigt würden. Laut Zahnärztekammer Tirol seien es 300.000 Euro. Die ÖGK sei nicht bereit, diese Summe zu bezahlen. „In Fragen der Spitalfinanzierung wird gerne die Dimension der Finanziers falsch dargestellt. Tatsächlich ist die ÖGK der größte Finanzier der Krankenanstalten, denn seitens der Sozialversicherungen werden mehr als die Hälfte der Spitalskosten finanziert und seit 1996 sind die Aufwände der Sozialversicherung um 250 Prozent gestiegen“, betont Melitopulos, „im Rahmen dieser pauschalierten Spitalfinanzierung zahlt die ÖGK für den gesamten Betrieb der Tirol Kliniken, darin ist auch explizit die Abgeltung für den zahnärztlichen Notdienst an den Tirol Kliniken inkludiert.“

„Ein alternatives Konzept ist nicht notwendig“
Benötigt es Alternativen, damit die nächtliche zahnärztliche Versorgung unter der Woche auch ab dem 1. Februar 2023 gewährleistet ist? Melitopulos: „Dafür besteht keine Notwendigkeit, da der Notdienst über die Klinik weiterhin 24/7 abgedeckt sein wird und es sich laut Tirol Kliniken um keine Leistungsverschlechterung, sondern um eine klinikinterne Umstrukturierungsmaßnahme handelt.“

Gemeinsamer Nenner fehlt noch
Es ist ein wenig verzwickt: Laut Tirol Kliniken führen sie an der Zahnklinik Innsbruck OPs unter Narkose durch, obwohl das nicht ihr Versorgungsauftrag sei - weil das sonst kein Kassen-Zahnarzt mache. Die Tirol Kliniken haben bisher auch dafür gesorgt, dass es an der Zahnklinik Nachtdienste gebe, obwohl sie das nicht müssten. Ab 1. Februar stellen sie nun diese Dienste von Montag bis Freitag ein. Sie benötigen mehr Geld, um den Betrieb aufrecht erhalten zu können. Für die Tirol Kliniken ist klar: Die ÖGK und die Zahnärztekammer Tirol seien für die zahnärztliche Versorgung zuständig.

Ähnlich äußert sich LR Cornelia Hagele (VP). „Die Sicherstellung der Zahnbehandlung liegt primär im Aufgabenbereich der ÖGK mit der Zahnärztekammer Tirol“, betont sie, „dennoch stellen die Spitäler bereits seit Jahren Infrastruktur zur Verfügung und erlauben niedergelassenen Zahnärzten, dort zu operieren. Leider sind diese Möglichkeiten in letzter Zeit Pandemie-bedingt nur reduziert zur Verfügung gestanden.“

Die ÖGK und die Zahnärztekammer Tirol stellen wiederum Forderungen an das Land. Die ÖGK betont zudem, dass sie „ohnehin schon für den gesamten Betrieb der Tirol Kliniken“ bezahle. Und die Zahnärztekammer Tirol bringt die öffentlichen Zahnambulatorien der ÖGK ins Spiel, „an denen auch Notdienste eingerichtet werden könnten“.

LR Hagele sagte zur „Krone“: „Wir arbeiten gemeinsam an einer Lösung.“ Ein Kraftakt, denn nach einem gemeinsamen Nenner sieht das noch nicht wirklich aus.

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