Finanzielle Gründe

Notambulanz der Zahnklinik steht vor dem Aus

Tirol
04.07.2022 06:00

Große Verunsicherung herrscht derzeit in Tirol, weil der Nachtdienst ab September eingestellt werden soll. Es geht wie immer um das liebe Geld, Gespräche über mögliche Alternativen laufen aber.

Wer außerhalb normaler Ordinationszeiten unerträgliche Zahnschmerzen bekommt oder sich Zähne ausschlägt, der fährt in die Innsbrucker Zahnklinik. Zumindest war das bisher so. Nun steht im Raum, dass die Notfallambulanz der Klinik am Wochenende und in der Nacht geschlossen bleiben soll. „Sie wollten das schon im März einstellen“, berichtet Paul Hougnon, der Präsident der Tiroler Zahnärztekammer, auf „Krone“-Nachfrage. Dann hätte sich Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi für eine Lösung eingesetzt und Fachleute für ein Gespräch an einen Tisch geholt. Eine Verlängerung bis September konnte man damals heraushandeln. Dann müsse man schauen.

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Dann landen Zahnschmerzen auf der Kieferchirurgie, die eigentlich nicht zuständig ist.

Paul Hougnon, der Präsident der Tiroler Zahnärztekammer

„Wir sind aktuell in Gesprächen mit der Krankenkasse“, erklärt Clemens Rissbacher, Kaufmännischer Direktor der Tirol Kliniken. Prinzipiell habe die Zahnklinik einen Lehr- und Forschungsauftrag, der Versorgungsauftrag liege bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). Die wiederum argumentiert, dass sie diesem mit niedergelassenen Zahnärzten nachkomme, am Wochenende gebe es Notdienste von 9 bis 11 Uhr. Und die Nachtbereitschaft übernehme ja die Klinik. „Die Notfallversorgung durch die Zahnklinik ist aus unserer Sicht ein wichtiger Baustein im Versorgungssystem“, heißt es seitens der ÖGK – und alternativlos. Sie beteiligt sich daran über die pauschale Spitalsfinanzierung.

Wenige Patienten als Grund für die Schließung
Clemens Rissbacher argumentiert, dass in der Nacht sehr wenig Patienten („Im niederen einstelligen Bereich!“) kommen würden, und davon seien nicht alles echte Notfälle. „Es waren viele Patienten, vor allem vor 23 Uhr“, behauptet hingegen Zahnärztekammer-Präsident Hougnon. „Besonders an Wochenenden und an Feiertagen wie Weihnachten ist das Angebot wichtig.“ Hougnon habe von Assistenzärzten gehört, die bereit seien, die Notdienste zu übernehmen – es muss sie eben jemand finanzieren. Dazu soll es nun ein weiteres Gespräch geben, ein Termin steht noch nicht fest.

Alternative ist Versorgung auf der Kieferambulanz
Sollte die Zahnklinik ihre Notdienste wirklich einstellen, gibt es auch in Paul Hougnons Augen keine Alternative dazu. Der Präsident fordert die Gesundheitskasse auf, in ihren vier bestehenden Tiroler Zahngesundheitszentren Notdienste in der Nacht anzubieten – die verweist aber darauf, dass dieser Service ja von der Klinik gedeckt wird. Und wenn der nun wegfällt?

Clemens Rissbacher beruhigt: „Wir haben ja auch die Mund-Kiefer-Gesicht-Ambulanz. Notfälle werden immer versorgt, dann eben dort.“ „Dann landen Zahnschmerzen auf der Kieferchirurgie, die eigentlich nicht zuständig ist“, befürchtet Hougnon. Auch hier seien ausgebildete Zahnärzte tätig, jedoch in einem anderen Fachgebiet. „Die haben die Übung nicht mehr.“

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