Quote an der Uni fehlt

„Ein Zahnärztemangel ist vorprogrammiert“

Tirol
02.08.2020 20:00

So mancher Tiroler bemerkt auf der Suche nach einem Zahnarzt jetzt schon Lücken. Laut Standesvertretung sind aktuell 49 Kassenstellen unbesetzt. Und es dürfte noch wesentlich schlimmer kommen. Weil beim Studium keine Quote mehr für Österreicher gilt, stürmen Deutsche die Uni - mit weitreichenden Folgen.

Am 14. August wird in der Messe Innsbruck die Medizin-Uni unter strengen Corona-Auflagen den heurigen Aufnahmetest durchführen. 40 Plätze sind für Zahnmedizin zu vergeben. Doch im Gegensatz zur Humanmedizin gilt dafür seit dem Vorjahr keine Quote mehr, die 75 Prozent der Plätze für Österreicher garantiert. Die logische Folge beschreibt Vize-Rektor Peter Loidl: „313 Bewerber für Zahnmedizin sind zugelassen. Neben einigen aus anderen Ländern wie Südtirol sind 79 Österreicher und 223 Deutsche dabei. Da kann man sich den tatsächlichen Österreicher-Anteil im Studium leicht ausrechnen.“

Großteil der Plätze geht an deutsche Studenten
Schon im Vorjahr waren die Folgen der abgeschafften Quote einschneidend. 60 Prozent der Studienplätze gingen an Deutsche. Loidl: „Das Verhältnis kehrt sich um.“ Das befürchtet auch die Zahnärztekammer. Tirols Landespräsident Paul Hougnon sieht in Österreich einen Zahnärztemangel vorprogrammiert: „Schon jetzt sehen wir eine kassenärztliche Unterversorgung in den Bezirken Kitzbühel, Kufstein und Schwaz.“ Teilweise könnten aber Wahlärzte diese Lücken derzeit noch füllen, ergänzt der Präsident. In den nächsten fünf Jahren sei mit einer Pensionierungswelle zu rechnen. Knapp ein Drittel der niedergelassenen Zahnärzte ist älter als 60. Die Situation werde sich dann verschärfen.

70 bis 80 Prozent zieht es zurück in die Heimat
Die pessimistische Prognose des Standesvertreters ist berechtigt. Das zeigt eine Befragung der Studien-Absolventen an der Medizin-Uni. „Bei den Zahnärzten gehen 70 bis 80 Prozent wieder zurück nach Deutschland. Bei der Humanmedizin ist der Anteil deutlich geringer“, erläutert der Vize-Rektor. Ein unerklärliches Phänomen? Keineswegs, sagt Loidl. Das „Zahnärztegen“ ist offenbar extrem stark. In der Berufsgruppe finden sich überdurchschnittlich viele Vertreter, deren Eltern bereits eine Praxis haben. „Und zu der kehrt die nächsten Generation zurück“, liefert Loidl die Erklärung.

Zahnärztekammer für Rückkehr zur Quote
Die Zahnärztekammer fordert die Rückkehr zur Quote. „Hier ist auch die Politik massiv gefordert“, sagt Hougnon. Bis 2023 ist jedoch keine Änderung in Sicht. Bis dahin dürfte das Studium der Zahnmedizin fest in deutscher Hand bleiben.

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