Frauen verboten
NGOs stellten ihre Arbeit in Afghanistan ein
Nachdem die Taliban ein Arbeitsverbot für Frauen bei Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in Afghanistan gefordert hatten, haben nun mehrere Hilfsorganisationen ihre Arbeit eingestellt. Die Menschen könnten ohne weibliche Angestellte nicht erreicht werden, hieß es. Tausende Arbeitsplätze sollen betroffen sein.
„Wir können Kinder, Frauen und Männer in dringender Not nicht ohne unsere weiblichen Angestellten erreichen“, sagten die Hilfsorganisationen Care, Save the Children und die Norwegische Flüchtlingshilfe am Sonntag. „Während wir über diese Ankündigung Klarheit gewinnen, setzen wir unsere Programme aus und fordern, dass Frauen und Männer gleichermaßen weiter lebensrettende Unterstützung in Afghanistan leisten können“. Von der Forderung der Taliban sollen tausende Arbeitsplätze betroffen sein. Die NGO International Rescue Committee hatte zuvor von mehr als 300 Mitarbeiterinnen in dem Land gesprochen, die entscheidend für die „Auslieferung von humanitärer Hilfe“ seien.
Taliban: Frauen tragen keinen Hijab
Das afghanische Wirtschaftsministerium hatte am Samstag in einem Schreiben gefordert, Mitarbeiterinnen aller nationalen und internationalen NGOs bis auf Weiteres von ihrer Arbeit zu suspendieren. Der Grund sei, dass Frauen die Vorschriften der Taliban-Führung in Bezug auf das Tragen eines Hijabs, Kopftuchs, nicht einhielten. Organisationen, die der Anordnung nicht nachkommen, soll die Lizenz entzogen werden.
Weltweite Kritik
Die Ankündigung der militanten Islamistinnen und Islamisten löste weltweit Sorge aus. So verurteilten etwa UN-Generalsekretär António Guterres, Vertreterinnen und Vertreter der EU-Kommission sowie die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock den Schritt. „Diese Entscheidung wird die Arbeit zahlreicher Organisationen untergraben, die im ganzen Land den Schwächsten helfen, vor allem Frauen und Mädchen“, sagte Guterres‘ Sprecher Stéphane Dujarric am Samstag (Ortszeit) in New York. Die Vereinten Nationen und ihre Partner unterstützen derzeit mehr als 28 Millionen Afghaninnen und Afghanen mit humanitärer Hilfe.
EU-Kommissionssprecherin Nabila Massrali sprach von einem „klaren Bruch humanitärer Grundsätze.“ Die EU würde aktuell den Einfluss bewerten, den das Verbot auf ihre Hilfe für Afghanistan haben werde. Seit ihrer Machtübernahme im August 2021 haben die Taliban Frauenrechte in Afghanistan massiv eingeschränkt. Viele Frauen durften nicht mehr zu ihren Arbeitsplätzen zurückkehren. Am Dienstag wurden Frauen von allen Hochschulen verbannt. Mädchen und Frauen sind vom öffentlichen Leben mittlerweile weitgehend ausgeschlossen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.