Ein Tag des Gedenkens: Ungarns Botschafter Nagy dankte der Steiermark heute für die Hilfe beim Busunglück von Trahütten 1999 und bei der Flüchtlingswelle 1956.
An der Unglücksstelle lichtet sich der dichte Nebel just, als die Gedenktafel enthüllt wird. Obwohl nun wärmende Sonnenstrahlen zur Erde durchdringen, fröstelt es die Anwesenden. Der Gedanke, dass hier 18 junge Menschen ihr Leben ließen, lässt sie erschaudern. Es war der verhängnisvolle 24. Jänner 1999, als ein mit Schülern besetzter Reisebus aus Ungarn von der Straße abkam und sich neben einem Haus in Trahütten überschlug. Die Kinder waren auf dem Rückweg von einem Skiausflug.
„Es krachte und Schnee wirbelte auf“
„Ich hab damals alles mitbekommen. Ich saß gerade am Fenster, als ich ein laut aufheulendes Motorengeräusch hörte. Dann krachte es und Schnee wirbelte auf. Ich lief aus dem Haus und sah den verunglückten Bus“, erinnert sich Johann Wallner an die schlimmen Stunden zurück. Der Weststeirer rief die Rettung, eine Autofahrerin alarmierte die Feuerwehr, die nur wenige hundert Meter entfernt ein anderes Fahrzeug aus dem Straßengraben barg. „Daher waren die Rettungskräfte auch schnell zur Stelle.“
„Am nächsten Tag kamen alle Eltern. Ihnen zu sagen, welches Kind überlebt hat und welches verstarb, war furchtbar“, erzählt Rudi Roth, Grazer Unternehmer und Honorarkonsul von Ungarn. Das Konsulat unterstützte die Familien, wo es konnte, das Land übernahm die Spitalskosten für die 28 schwer verletzten Kinder und Jugendlichen.
„Die ganze Nation war geschockt“
„Das Busunglück war eine der größten Katastrophen in der ungarischen Geschichte. Die ganze Nation war geschockt. Wir sind den Steirern ewig dankbar für ihre große Unterstützung und ihre Liebe“, sagt der ungarische Botschafter Andor Nagy und legt Blumen an der Trahüttener Erinnerungsstätte nieder. „In stillem Gedenken“ steht auf zwei Marmortafeln in deutscher und ungarischer Sprache.
Am heutigen Tag sollte den Steirern auch Dank für die Hilfe bei der Flüchtlingswelle des Jahres 1956 gebühren. Nach dem Volksaufstand flüchteten Tausende Ungarn nach Österreich, viele in die Grüne Mark. Einer von ihnen war der ungarische Fußballheld Ferenc Puskás, der in Graz Herberge fand.
„Nach einem Jahr Aufenthalt und Betreuung kam er zu Real Madrid und wurde ein Weltstar“, schmunzelt Rudi Roth. Als symbolische Dankesgeste überreicht Botschafter Nagy Landeshauptmann Christopher Drexler einen Puskás-Ball. Danach folgt eine Kranzniederlegung vor dem Dom mit Bischof Wilhelm Krautwaschl. „Wir gedenken der Opfer der Revolution“, so der Botschafter.
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