Weniger Tierleid, kürzere Transportwege und damit weniger Umweltbelastung - das wünschen sich viele Österreicher. Doch im Supermarkt oder beim Wirten scheint dies nicht mehr wichtig zu sein.
Österreich hat eine absolute Vorreiterrolle bei der Putenproduktion übernommen. Nur die Schweiz und Schweden kommen an unsere Zahlen heran. Dabei geht es allerdings nicht um die Anzahl der Landwirte, der Tiere oder das Fleischvolumen, das bei uns produziert wird - sondern um die Haltungsbedingungen der Puten.
Viel mehr Platz
Pro Quadratmeter dürfen hierzulande 40 Kilogramm Pute leben. Im restlichen Europa sind 60 bis 70 Kilogramm üblich. Und dies macht für das große Geflügel einen massiven Unterschied - Sie müssen sich nur vorstellen, wie es ist, in einem Auto zu dritt oder zu fünft unterwegs zu sein. Ob sie übrigens im Supermarkt eine Pute oder einen Truthahn kaufen, macht de facto keinen Unterschied, es handelt sich dabei nur um verschiedene Bezeichnungen. Was allerdings einen gravierenden Unterschied macht, ist die Herkunft des Tieres.
Qualität hat seinen Preis
Denn nicht nur das Platzangebot der heimischen Pute ist besser, bei uns sind sogar die Einstreu und der Einsatz von Antibiotika penibel gesetzlich geregelt. Deshalb ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass zwei vermeintlich gleiche Stücke im Kühlregal signifikant unterschiedliche Preise haben. Das Teurere ist mit Sicherheit das österreichische.
Wichtige Konsumentscheidung
Mit dem Kauf der heimischen Pute greifen Sie mit ziemlicher Sicherheit zum besseren Produkt, bei dem Tierwohl, kürzere Transportwege, gentechnikfreies Futter und Stärkung der heimischen Wirtschaft im Gesamtpaket mit dabei sind. Es genügt nicht, gute Haltungsbedingungen in Österreich zu fordern und zu haben, sie müssen auch gekauft und bezahlt werden, um erhalten zu bleiben.
„Made in Austria“
Bei der heimischen Putenproduktion sieht es nicht gerade rosig aus. Denn für Putenbauern wie Dietmar Hipp und Andreas Holzmüller wird es immer schwieriger zu bestehen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass 90 Prozent des Putenfleisches, das in Gasthäusern und Restaurant serviert wird, nicht aus Österreich kommt. In Zeiten der allgemeinen Teuerung müssen viele auf den Preis achten. Aber, vielleicht kann man das ein oder andere Mal auf Fleisch verzichten und dafür dann ein besseres und heimisches Stück kaufen und genießen.
Kommentar: Heimische Pute massiv unter Druck
Viele Konsumenten wünschen sich eine bessere Haltung unserer Nutztiere. Bei der Pute ist man dieser Forderung schon vor Jahren nachgekommen. Seither haben Puten in Österreich so viel Platz im Stall wie in kaum einem anderen Land der Welt und werden gentechnikfrei gefüttert. Doch kaum hatten die Bauern ihre Produktion zugunsten der Tiere umgestellt, blieb das heimische Putenfleisch oft im Regal liegen, weil viele Konsumenten lieber zur billigeren Alternative aus dem Ausland greifen. Das ist doch völlig absurd: Da produzieren wir hochwertigstes Putenfleisch direkt bei uns in Österreich, nur um dann erst recht wieder Billig-Fleisch aus anderen Ländern zu importieren, damit wir unseren eigenen Bedarf decken können - mit Fleisch von Tieren, die unter weitaus schlechteren Bedingungen gehalten werden als bei uns. Die Inflation macht es nicht besser: Derzeit greifen so wenige Konsumenten zur österreichischen Pute wie noch nie. Das ist nicht nur dramatisch, sondern existenzbedrohend, und zwar für die österreichische Qualität. Wenn wir uns beim Einkauf jetzt nicht klar zu Österreich bekennen - sprich: zur österreichischen Pute greifen und nicht zur Billig-Pute von irgendwo - , werden wir unsere hohen Standards auf dem Altar des billigsten Preises opfern.
Hannes Royer, Verein „Land schafft Leben“
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