Nervenkrimi im Hafen

Streit um Migranten: NGO-Schiff verklagt Italien

Ausland
07.11.2022 09:23

144 der 179 aus dem Mittelmeer geretteten Menschen durften am Wochenende das NGO-Schiff Humanity 1 verlassen und in Italien an Land gehen. 35 Migranten wurde der Ausstieg aber verwehrt. Laut Anordnung der Behörden muss das Schiff der deutschen Hilfsorganisation SOS Humanity nun den Hafen von Catania wieder verlassen. Andernfalls droht dem Vernehmen nach eine Geldstrafe in der Höhe von 50.000 Euro. Gegen diese Anordnung wollen nun Anwälte der NGO klagen. Es bahnt sich ein Streit vor Gericht an.

Der Beschluss der italienischen Regierung verstoße gegen das Menschenrecht und sei vor Gericht anfechtbar, berichtete die Hilfsorganisation. Der Kapitän hatte per E-Mail angekündigt, dass er „in Catania bei den Überlebenden bleiben wird, bis sie alle von Bord gehen“. „Ich kann den Hafen von Catania nicht verlassen. Wir müssen hier eine Lösung finden. Es wäre gegen das Gesetz, mit den Überlebenden wegzufahren, wie mir mein Anwalt erklärte. Die an Bord verbliebenen Schiffbrüchigen befinden sich in einem Zustand der Depression und Apathie, wir sind zutiefst besorgt über ihre psychische Gesundheit. Es ist schwierig, ihnen zu erklären, was hier geschieht, und ich selbst kann es nicht verstehen, weil es gegen das Gesetz verstößt“, erklärte Joachim Ebeling vor Journalisten.

Nervenkrimi um mehrere Rettungsschiffe
Auch vom Rettungsschiff Geo Barents durften 357 Menschen von Bord gehen. Was mit den 215 Personen, die am Schiff bleiben mussten, passiert, ist noch unklar. Weiter auf eine Landung warten unterdessen noch zwei weitere Rettungsschiffe: das deutsche Rettungsschiff Rise Above mit 90 Personen an Bord und die norwegische Ocean Viking mit 234 im Mittelmeer geretteten Migranten. Sie befinden sich beide unweit von Sizilien. Sie haben bisher keine Landegenehmigung erhalten.

Das Vorgehen der neuen italienischen Rechtsregierung von Giorgia Meloni, die keine aus dem Mittelmeer geretteten Migranten mehr aufnehmen will und die Flaggenstaaten der Schiffe in der Pflicht sieht, sorgt für scharfe Kritik. „In diesem Moment findet im Hafen von Catania eine selektive Ausschiffung statt. Schiffbrüchige, die durch Kälte, Müdigkeit, Trauma und Folter bereits erschöpft sind, werden nach dem Willen der Regierung von Giorgia Meloni als Objekte betrachtet. Eine Schande!“, schrieb der Abgeordnete der italienischen links-grünen Liste, Aboubakar Soumahoro, der sich im Hafen von Catania aufhielt, auf Twitter. Etwa 30 Aktivisten, darunter einige linke Parlamentarier, forderten am Hafenkai die Ausschiffung aller geretteten Migranten.

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