Fan-Reportage

„Die Euphorie haben die Kroaten im Blut“

Salzburg
05.10.2022 08:00

Red Bull Salzburg gegen Dinamo Zagreb. 30.000 Fans bringen heute, Mittwoch, das Stadion zum Beben. Ein Trikot-Verbot vermiest Tausenden Kroaten ein Heimspiel-Flair. Die „Krone“ sprach mit kroatischen Fans. 

Spätestens seit dem WM-Finale weiß die ganze Welt, wie fußballverrückt die Kroaten sind. Wenig verwunderlich, dass Red Bull Salzburg ausschließlich im Auswärts-Sektor das Tragen von Dinamo-Trikots erlaubt. Nicht nur: Selbst das Tragen des berühmtem rot-weißen Schachbrettmusters ist untersagt. „Verständlich“, sieht es selbst der glühende Dinamo-Fan Stefan Šarić ein. „Sonst würde es schnell zu einem Heimspiel für uns werden“, weiß der gebürtige Kroate, der seit 1992 in Salzburg lebt. Sein Herz schlage schon von Kindesbeinen an für den kroatischen Serienmeister. „Durch meine Venen fließt blaues Blut. Ich habe schon viele Spiele besucht.“

Doch wie kommt es, dass ein Land mit der halben Einwohnerzahl Österreichs derart euphorisch ist? „Das haben wir Kroaten einfach in uns. Egal, ob es Fußball, Handball, Basketball oder Wasserball ist. Ich denke, dass es auch mit unserer Unabhängigkeit zu tun hat. Früher konnten wir diese nicht so ausdrücken.“

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Fußball ist für uns wie eine Droge, das ist unser Heiligtum. Die sportlichen Erfolge Kroatiens lassen die Krise kurz vergessen.

Zdenko Janjić, Wirt im Gasthaus Eigenherr

Ähnliches erzählt auch Zdenko Janjić, Wirt des Gasthauses Eigenherr in Salzburg-Gneis: „Nichts macht uns so eine Freude. Ich denke, dass wir mit dem Sport für eine kurze Zeit die Realität vergessen.“ Gerade die Wirtsfamilie Janjić hat - wie auch viele andere - schwer mit den Teuerungen und den wirtschaftlichen Folgen der derzeitigen Krisen-Jahre zu kämpfen. Ein Fußball-Fest wie das heutige sei da eine willkommene Abwechslung, so der Kroate: „Es wird ein sehr interessantes Spiel. Die beiden besten Mannschaften der jeweiligen Länder spielen. Und Dinamo wird auf den Tribünen aufgrund der großen Anzahl der Kroaten, die hier leben, große Unterstützung bekommen“, meint Janjić und zeigt ein Bild von zwei kickenden Gästen, die unlängst bei ihm dinierten: die kroatischen Bullen-Spieler Luka Sučić und Roko Šimić.

Doch weder die fußballbegeisterte Wirtsfamilie Janjić noch Šarić mit seinem zwei Söhnen – beide schon Dinamo-Anhänger – werden im Stadion sein: „Ich habe leider keine Karten bekommen. Wir haben es auch über den Stiefvater in Zagreb probiert, aber auch dort war es in einer Stunde ausverkauft.“ Allesamt werden vor dem Fernseher die Daumen drücken. Und sie sind sich sicher: „Dinamo gewinnt.“

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