189 Firmen kontaktiert

Erpressung mit gefälschten Google-Bewertungen

Gericht
15.09.2022 14:59

Der angeklagte Privatdetektiv im Wiener Landesgericht erstellte eine Warnliste von Unternehmen, die für positive Einträge bezahlt haben sollen. Für eine Löschung verlangte er 300 Euro - und ist jetzt verwundert, dass er im Strafgericht landete ...

„Mit Zivilklagen, die ich gewonnen hätte, habe ich gerechnet. Dass man mich aber in die Nähe eines Erpressungsverdachts rückt, hat mich sehr überrascht.“ Warum der Privatdetektiv nun im Wiener Landesgericht sitzt, kann er nicht nachvollziehen.

Schwere Erpressung angeklagt
Laut Anklage habe er online eine Liste von Unternehmen geführt, die für positive Google-Rezensionen bezahlt haben sollen. Der 49-Jährige forderte in einem Brief an die 189 Unternehmen, sie sollten ihm 300 Euro zahlen und eine Unterlassungserklärung ausstellen. Dann würde er sie von der Liste entfernen - für die Staatsanwaltschaft schwere Erpressung.

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Ich habe das Recht, diese Liste zu führen. Wenn jemand nicht will, dass ich mein Recht ausübe, soll er mich bezahlen.

argumentiert der 49-Jährige

Angeklagter sieht Brief als Vertragsangebot
Das sieht der Privatdetektiv aber ganz anders: „Das war ein reines zivilrechtliches Vertragsangebot!“ Das keines der Unternehmen ernst genommen hatte. „Wie kommen Sie überhaupt darauf, dass Sie da irgendwelche Ansprüche haben?“, fragt Richter Philipp Schnabel. „Ich habe das Recht, diese Liste zu führen. Wenn jemand nicht will, dass ich mein Recht ausübe, soll er mich bezahlen“, versucht der Angeklagte - für ihn schlüssig - zu erklären und erntet nur verwunderte Blicke.

Privatdetektiv nicht einsichtig
Richter Schnabel versucht zu verdeutlichen: „Sie können auch einem Einbrecher kein Geld anbieten, damit Sie ihn nicht anzeigen. Das ist auch Erpressung.“ Der Privatdetektiv sieht sich aber als unschuldig: „Wenn man rechtskonformes Handeln als Drohung sieht, weiß ich auch nicht weiter.“

Das Gericht entscheidet aber, dass sein Handeln alles andere als rechtskonform war: Er wird zu nicht rechtskräftigen 20 Monaten bedingte Haft verurteilt.

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