„Krone“-Kommentar

Unser Problem mit Kälte

Kolumnen
15.09.2022 07:00

Wer weiß schon, was kalte Progression bedeutet? Kaum jemand, außer sie oder er hat überdurchschnittlich viel Ahnung von Steuern und Finanzen. Der wirtschaftsliberale Denker Franz Schellhorn, Leiter der Agenda Austria, bezeichnete die kalte Progression einmal als „heimliche Geliebte des Finanzministers“, weil sie ihn auf Schleichwegen mit Milliarden Euro an Steuergeld beglückt.

Klar ist nur, dass kalte Progression per se nichts Gutes sein kann. Wie der Kalte Krieg oder die soziale Kälte. Auch kalte Blicke, kalte Schultern und kalte Betten genießen keinen guten Ruf. Bei Heiß-Kalt, dem beliebten Suchspiel für Kinder, bedeutet „Kalt“, dass man ziemlich falsch liegt, bei „Heiß“ hingegen befindet sich das Zielobjekt in greifbarer Nähe. Mit Kälte haben wir ein Problem, obwohl uns Erderwärmung und Hitzewellen eigentlich viel mehr zu schaffen machen.

Eines hat die Umschreibung „kalte Progression“ mit anderen Wortschöpfungen wie etwa „Bepreisung“ statt Steuer oder „Liquiditätsabsicherung“ statt Kredit gemeinsam. Politiker können mit diesen schlauen Wörtern die Wahrheit wunderbar verklausulieren, einen angenehmen Schleier auf unangenehme Tatsachen legen, technokratisch und unkonkret bleiben. So, dass ihre Aussagen einen ganz kaltlassen.

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