Ja, in Zeiten von Teuerungen ist es nur richtig, jeden ausgegebenen Cent in Frage zu stellen. Dass FPÖ-Chef Herbert Kickl aber nun ausreitet, um an die Kirchen zu appellieren, deren Beitrag auszusetzen, ist ziemlich unorthodox. Wenn man schon den Sparstift ansetzen möchte, könnte man auch woanders beginnen. Zum Beispiel bei der Parteienförderung …
Natürlich hat der FPÖ-Chef einen Punkt, wenn er sagt, dass gerade die Kirche wissen müsse, wie Armut und Existenzängste die Menschen belasten können. Es widerspricht ihm auch sicherlich keiner, wenn er erklärt, dass gerade jetzt bei vielen Menschen jeder Cent im Börserl zählt. Ob das aber Gründe sind, nun ein Aussetzen der Kirchensteuer zu fordern? Na ja. Da gäbe es auch noch andere, sinnvolle Ideen …
Alle Parteien sollen auf Förderung verzichten!
So könnten alle Parteien zum Beispiel in diesen harten Krisenzeiten auf ihre doch recht stattliche Parteienförderung verzichten. Das würde uns polemisch gesagt ein Plus von 224 Millionen Euro im Staatshaushalt bringen, das dann locker an die unter den Teuerungen leidenden Österreichern verteilt werden könnte. Mit diesem Geld könnten recht viele Haushalte ohne zu frieren durch den Winter kommen. Warum soll man nicht gerade da anfangen?
Wer so viel Geld bekommt, sollte lieber nicht mit dem Finger zeigen
Immerhin gilt die Parteienförderung in Österreich im internationalen Vergleich als besonders großzügig. Damit aber nicht genug, denn die heimische Parteienlandschaft darf sich auch in diesem Krisenjahr um ein sattes Plus freuen! Alleine die ÖVP erhält in diesem Jahr 78 Millionen Euro, die FPÖ immerhin noch 34,7 Millionen - exklusive Spendeneinnahmen. Kleiner Tipp: Bei diesen Summen sollte man mit dem Fingerzeig besser sparsam umgehen.
Parteienförderung ist Zwangsgebühr
Natürlich ist die Kirchensteuer nicht sakrosankt. Aber immerhin ist es bei der Kirchensteuer möglich, sich befreien zu lassen, wenn es gerade finanziell eng ist. Und wem die Befreiungsoptionen nicht passen, kann immer noch austreten. Das funktioniert bei den Parteien nicht: Wem die Förderung im Vergleich zu Leistung der Politiker zu hoch ist, kann kein Formular zum Austritt ausfüllen. Das ist quasi eine Zwangsgebühr!
Bitte, danke!
Doch auch abgesehen des sich unweigerlich ausbreitenden Sarkasmus: Es ist löblich, dass sich Herbert Kickl Gedanken macht, wie man den Österreichern in dieser schwierigen Zeit helfen kann. Aber wer sich einen Akt der Nächstenliebe wünscht, möge bitte zuallererst bei sich selbst anfangen. Danke.
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